Rita Barmé
Rita (Spitzname „Edo“) Barmé wurde am 5. Juli 1923 in Wuppertal, im Elberfelder Quartier Küllenhahn geboren. Sie wuchs zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Richard in einer bürgerlichen Familie auf.
Benno Barmé ließ sich, wie seine Frau Dina Henriette und seine Kinder Rita und Richard, am 15. März 1933 evangelisch-lutherisch taufen. Sie waren eifrige Mitglieder des „Reichsverbands nichtarischer Christen“ bzw. des „Paulusbunds“. Sie luden zu deren Veranstaltungen ein und führten ein großbürgerliches gastliches Haus in der Oberen Rutenbeck mit drei Hausangestellten.
Benno Barmé hatte die Gefahren des Nationalsozialismus damals offensichtlich noch nicht erkannt. Noch kurz vor der Machtübernahme war er am 1. Januar 1933 Mitglied der Motorstaffel 173 Motor-SA in Wuppertal mit der Mitgliedskarte Nr. 2 geworden. Bei einer Sitzung der Kaltwalzwerke in Hagen zeigte er sich sogar mit Parteiabzeichen der NSDAP. Am Privatwagen seiner Frau wehte die NSKK-Flagge (Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps), und er hielt seine Kinder an, mit „Heil Hitler“ zu grüßen.
Ritas unbeschwerte Kindheit endete, als sie neun Jahre alt war. Mit der Machtübernahme Hitlers wurde der nationalsozialistische Antisemitismus Schritt für Schritt Gesetz, was das alltägliche Leben für Juden immer schwieriger werden ließ. Die Eltern Benno und Dina entschieden sich 1936, ihre Kinder in ein Schweizer Internat zu schicken, um wenigstens ihnen ein Leben in Freiheit zu sichern. Doch die Kosten von 10.000 Schweizer Franc jährlich konnten sie ab 1938 nicht mehr bezahlen. So kehrten die Kinder, mittlerweile Jugendliche, wieder nach Wuppertal zurück.
Die Familie ließ ihre Wohnung in der Oberen Rutenbeck 16 zurück und floh nach Baarn in die Niederlande. Dort besuchte Rita Barmé verschiedene Schulen und machte im Frühjahr 1941 ihr Abitur. Danach studierte sie bei einem Privatlehrer von April 1941 bis April 1942 Griechisch und legte ihr griechisches Staatsexamen ab. Zugleich engagierte sich Rita im Widerstand, indem sie sich z.B. als Fluchthelferin betätigte und Jüdinnen und Juden von Holland in die Schweiz brachte.
Am 25. November 1942 aber wurde Rita in der Nähe der niederländischen Stadt Roosendaal bei einer solchen Aktion entdeckt und verhaftet. Es hatte eine routinemäßige Passkontrolle in dem Zug gegeben, in dem sie eine jüdische Familie in die Schweiz schmuggeln wollte.
Rita Barmé wurde verhaftet und am 10. Dezember für zwei Tage in das Sammellager Westerbork verschleppt. Von dort deportierte man sie in das Konzentrationslager Auschwitz. Wenige Tage später wurde sie dort ermordet; ihr Tod ist für den 15. Dezember dokumentiert. Sie wurde nur 19 Jahre alt.
Ihr Bruder wurde noch im Februar 1945 als Mitglied einer Untergrundorganisation aufgespürt und verhaftet und am 8. März 1945 erschossen.
Wie die Eltern den gewaltsamen Tod ihrer beiden Kinder überlebten, kann man sich kaum vorstellen. Sie kämpften jahrelang einen mühsamen und zähen Kampf gegen viele bürokratische und juristische Winkelzüge für eine wenigstens finanzielle Restitution, wissend, dass damit ihre Kinder nicht wieder lebendig würden.
Als ihr Anspruch am 11. November 1960 endlich anerkannt wurde, war Rita Barme´s Vater Benno bereits gestorben. Ihre Mutter starb im Jahr 2000 in der Schweiz.
Bildnachweis
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 605197, 605198, 605199, 605200| Königin Luise-Schule Köln (Stephan Stracke) | Frank Homberg