Martha Benjamin, geb. Perl
Martha Perl wurde am 20. Dezember 1873 als Kind der Eheleute Jakob und Rosalia Perl in Sandowitz geboren. Ihre Eltern betrieben im etwa 50 Kilometer südöstlich von Oppeln gelegenen und zum preußischen Regierungsbezirk Oppel, Kreis Groß Strelitz, gehörenden Dorf ein Kolonialwarengeschäft, das zu einem so genannten „Konsum-Verein“ gehörte.
Martha Perl heiratete Leopold Leib Benjamin. Im schlesischen Beuthen kamen drei Söhne zur Welt: Hans, geboren 1902, Willi, geboren 1904 und Felix, geboren 1912. In Elberfeld lebte die Familie im Haus Grünstraße 8a.
Am 21. Februar 1922 starb Martha Benjamins Mann Leopold Leib mit nur 51 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg beerdigt (Feld Feld F/ 10). 1932 starb zwanzigjährig auch ihr Sohn Felix. Sein Grab befindet sich auf Feld I/IV.
Ihr Sohn Hans versuchte 1934, ins Ausland zu emigrieren, aber das scheiterte. Im Zuge der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ wurde er im Sommer 1938 verhaftet, in ein Konzentrationslager verschleppt und am 18. Januar 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet.
Martha war nun die alleinige Besitzerin des Mietshauses Grünstraße 8a, dessen Einheitswert sie in ihrer 1941 kurz vor der Deportation ausgefüllten Vermögenserklärung mit 20.000 RM angab. Im Grundbuch wurde vermerkt, dass „mit Verfügung des Regierungspräsidenten Düsseldorf vom 25. Oktober 1941 – P 3410-146 – und Antrags des Oberfinanzpräsidenten in Düsseldorf vom 11. Februar 1942 am 23. Februar 1942“ das Grundstück an das „Deutsche Reich (Oberfinanzverwaltung)“ übergegangen sei.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, mussten Martha Benjamin und ihr Sohn Willi mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Steinbeck gehen, weil dort ein Personenzug insgesamt 201 jüdische Männer, Frauen und Kinder nach Düsseldorf zum Bahnhof Derendorf bringen sollte. Dort übernachteten die Menschen provisorisch auf dem Schlachthofgelände und wurden am nächsten Morgen in einem Transportzug mit rund 1000 Personen in das Ghetto von Łódź gefahren.
Dort mussten Mutter und Sohn zunächst mit 53 anderen Deportierten in das Zimmer 1 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 einziehen. Ihre Kennkarte hatte Martha Benjamin zur Deportation mitbringen müssen; diese Dokumente wurden im Ghetto eingesammelt; ihre Kennkartennummer lautetet A 00567.
Martha Benjamin starb am 11. Januar 1942 im Ghetto. Ihre Beerdigung wurde in der Begräbniskartei der jüdischen Gemeinde Łódź vermerkt: „Benjamin, Marta – Nr. 460, Alter 68 Jahre, gest. 11.1.1942, Begräbnis 13.1.1942; Name des Vaters: Jakob; Grabnr. 262; Gang 7; Feld J: I; linke Seite; letzte Wohnung Rybna 21“. Sie wurde 69 Jahre alt.
Martha Benjamins Sohn Willi hielt noch einige Wochen aus – er starb am 27. Februar 1942 im Ghetto im Alter von 38 Jahren.
Quellen
Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 70