Josua Leo Drasnin

  • Geburtsdatum: 01.10.1896
  • Geburtsort: Minsk
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Oberdenkmalstraße 100 (heute Wittensteinstraße), Sandstraße 7 (heute Rütliweg), Roonstraße 22

  • Todesdatum: 23.03.1945
  • Todesort: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Josua Leo Drasnin wurde am 1. Oktober 1896 in Minsk in Weißrussland geboren. Sein Vater hieß Chaim Drasnin, die Mutter Gesia, geb. Hirsch.

Ende der 1920er Jahre kam Leo Drasnin ins Wuppertal und übernahm eine Stelle als Kaufmann. Er lernte die katholische Hildegard Linnhoff kennen, und bald erwartete das Liebespaar sein erstes Kind. Schnell wurde am 14. Januar 1930 in Barmen geheiratet, und genau eine Woche später, am 21. Januar 1930, kam die Tochter Ruth zur Welt.

Leo Drasnin wurde bald Geschäftsführer und Teilhaber der Firma Kohlstadt Nachfolger, eine Schnürriemenfabrik in der Barmer Bockmühlstraße 19 (heute Bockmühle).

Am 18. Juli 1931 wurde der Sohn Manfred geboren, und am 1. November 1933 Rolf. Den Schluss bildete am 30. Juni 1938 Herbert.

Die Familie hatte zunächst in der Oberdenkmalstraße 100 (heute Wittensteinstraße) gewohnt und zog später in die Sandstraße 7 (heute Rütliweg). Bei der Familie wohnte auch Salomon Drasnin, vermutlich ein Verwandter.

Nach der Machtübernahme wurde es für Leo Drasnin gefährlich, denn die Nationalsozialisten versuchten, Druck auf ihn und seine Frau auszuüben, sich scheiden zu lassen. Auch im antijüdischen Boykottheft von 1935 werden sein Name und der von Salomon Drasnin aufgeführt (S. 8)

Doch durch seine nichtjüdische Ehefrau waren Leo Drasnin und die Kinder zunächst noch geschützt. Sie mussten allerdings in eine kleinere Wohnung umziehen, und zwar im Haus der Familie Alsberg in der Roonstraße 22. Die Anteile an seiner Firma musste Leo Drasnin verkaufen und stattdessen als Heimarbeiter für die Firma Stock & Sohn Zwangsarbeit leisten.

Bei Kriegsbeginn im September 1939 wurde Leo Drasnin in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Nach der energischen Intervention seiner Frau wurde Leo Drasnin wieder entlassen und lebte anschließend versteckt auf einem Gut in Waldbröl. 1942 wurde er entdeckt und erneut verhaftet. Wieder konnte er nach Hause zurückkehren. Doch am 10. Januar 1944 wurde er wieder festgenommen.

Seine „deutschblütige“ Ehefrau ging nun zum Polizeipräsidium, um für die Freilassung ihres Mannes zu kämpfen, denn er sollte in das Konzentrationslager Auschwitz überführt werden. Der Gestapobeamte Georg Manfeld fragte Sie tückisch: „Was wissen Sie über Auschwitz?“ Sie antwortete: „Jedenfalls ist Auschwitz kein Sanatorium, und ich weiß bestimmt, wenn mein Mann dort hingeschafft wird, dass ich ihn nie wiedersehe.“ Zynisch antwortete der Gestapomann: „Na dann, Frau Drasnin, sagen wir auf Nimmerwiedersehen.“

Fünf Monate später wurde Leo Drasnin tatsächlich in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Alle Bemühungen seiner Frau waren vergeblich gewesen. Dort ist er noch kurz vor Kriegsende, am 23. März 1945, umgekommen.

Hilde Drasnin und ihre Kinder haben den Holocaust überlebt und meldeten sich im Januar 1946 wieder bei der neuen jüdischen Gemeinde an.

Ruth emigrierte nach Palästina und hieß nach ihrer Heirat Ruth Ratzitzki. Manfred Drasnin wanderte ebenfalls nach Palästina aus und nannte sich nun Zwi Drasnin, und Herbert Otto Drasnin ging später nach Kanada.

Hildegard Franziska Drasnin blieb in Elberfeld wohnen.

Quellen


Yad Vashem: Gedenkblatt mit Foto | Arolsen Archives: Suchanfrage (DocID 106707845, 106707846, 106707847, 106707848) |Holger Berschel: Bürokratie und Terror. Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935-1945, Essen 2001, S. 117f.