Chana Fink, geb. Kostenbaum, gen. Anna
Chana Kostenbaum wurde am 31. Mai 1892 in Mościska im Kreis Lemberg in der heutigen Westukraine geboren. Über ihren familiären Hintergrund, ihre Herkunft und Ausbildung ist nichts bekannt. Sie heiratete Mendel Max Fink, den sie vermutlich aus ihrer galizischen Heimat kannte.
Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ taucht der Name ihres Mannes mit der Berufsbezeichnung „Händler“ auf (S. 10), und als Wohnadresse ist die „Auerstraße 16“ angegeben, also die Aue 16. Im Adressbuch von 1940/41 ist „Max Fink“ in der zweiten Etage dieses Hauses angegeben – der Zwangsname „Israel“ fehlt. Seit Mai 1941 wohnte das Paar in der seit 1935 so benannten Wielandstraße 5 (vormals Bogenstraße) auf dem Elberfelder „Ölberg“.
Beide, Chana Fink und ihr Mann, galten nach dem Ersten Weltkrieg als staatenlos und besaßen jeweils nur einen Fremdenpass, da ihre Heimatstadt im November 1918 zunächst zu der neu gegründeten Westukrainischen Republik und nach der Konsolidierung der Grenzen 1922 zu Polen gehörte. Chana Finks Fremdenpassnummer war 147/523. Auch ihr Arbeitsbuch ist erhalten, denn Chana Fink musste Zwangsarbeit leisten. Die Nummer des Arbeitsbuchs war 198/196543.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste sich Chana Fink mit ihrem Mann am Bahnhof Steinbeck einfinden. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden die beiden zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódź, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden. Dort erhielt Chana Fink die Brotkartennummer 168237. Im „Düsseldorfer Kollektiv“ wurde sie unter der Evidenznummer 320 mit dem Vornamen „Anna“ geführt.
Im Ghetto musste das Paar mit 64 weiteren Personen in das Zimmer 6 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 einziehen. Es gelang Mendel Fink, sich und seine Frau von dem für sie vorgesehenen IV. Aussiedlungstransport am 7. Mai 1942 zurückstellen zu lassen. Als Begründung wurden „Arztangelegenheiten“ angegeben. Aber nur wenige Tage später, am 11. Mai 1942, starb Chana Finks Mann Mendel.
Nach dem Tod ihres Mannes zog Chana Fink innerhalb des Ghettos in die Wohnung 2 in der Sperlinggasse 16. Im September 1942 wurde Chana Fink aus dem Ghetto in das Vernichtungslager von Chełmno gebracht und dort ermordet.
Sie war 50 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 190f.