Simon Frank
Simon Frank wurde am 16. Mai 1888 in Sickenhofen, heute ein Teil der Stadt Babenhausen in Südhessen, geboren. Über seine Kindheit und Schulzeit ist nichts bekannt. Er machte eine Ausbildung zum Kaufmann und war spätestens im Jahr 1921 in Barmen ansässig. Er wurde Teilhaber der Firma Julius Daniel, Wupperstraße 9. Im Jahr 1921 verzeichnet ihn das Adressbuch Barmen mit der Adresse Löwenstraße 13, die 1935 in Diedenhofer Straße umbenannt wurde.
Verheiratet war Simon Frank mit der zwei Jahre jüngeren Lina Frank, mit der er am 25. Mai 1922 den Sohn Werner bekam. 1927 wohnte die Familie in der Großen Flurstraße 5.
Auch Simon Frank hatte, wie alle Juden und Jüdinnen der Stadt, unter den Boykottaktionen und Diskreditierungen der Nationalsozialisten schwer zu kämpfen. 1935 erschien auch sein Name mit Adresse – jetzt Freiligrathstraße 7 – und Branche im 1935 erschienenen antijüdischen „Boykottheft“ der NSDAP (S. 10). Möglicherweise wurde er auch im Zuge der antijüdischen Gewaltaktionen im November 1938 verhaftet, aber fast sicher ist, dass er nicht in das Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde.
Das Adressbuch 1940/41 verzeichnet den „Heimarbeiter“ Simon „Israel“ Frank – und damit auch seine Frau Lina – an einer neuen Adresse: Bredde 63 am Wichlinghauser Markt. Er wohnt dort, sicherlich mit seiner Frau Lina, auf der ersten Etage. Im selben Stock ist noch der „Heimarbeiter“ Max „Israel“ Frank genannt – weitere Stockwerke scheint das Haus nicht gehabt zu haben.
Auf der Deportationsliste sind neben Simon und Lina Frank noch der fünf Jahre jüngere Max und eine Rosalie genannt, vermutlich Max` Ehefrau, und die erst 1924 geborene Margot, vermutlich die Tochter des Ehepaars Max und Rosalie Frank.
Am Montag, den 10. November 1941 musste die gesamte Familie Frank zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Simon Frank war 53 Jahre alt, als man ihn deportierte.
Sein Sohn Werner emigrierte von England nach Australien und starb am 7. Februar 1998 in Melbourne. Er war nach bisherigem Wissensstand der einzige Überlebende der Familie.
Quellen
https://www.alemannia-judaica.de/sickenhofen_synagoge.htm | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 602760