Emma Herwei, geb. Gans
Emma Gans wurde als eins von insgesamt neun Kindern der Eheleute Jacob und Julie Gans am 7. September 1864 in Wickrathberg, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach, geboren. Ihre Geschwister waren Sigmund (*1862-1917); Laura (*1866-1942); Gustav (*1869-1943); Jenny (*1872 Wickrathberg); Martha (*1876); Hedwig (*1879-1942); Elfriede (*1881-1951); Emil (*1884-1943). Sie hatte also drei Brüder und fünf Schwestern.
Ihr Vater war „Handlungs-Commis“ und heiratete seine Frau Julie Gormanns am 11. Februar 1863.
Der Wickrather Jakob Gans erscheint in den Steuerlisten der Rheydter Juden von 1862 bis 1864; 1864 wohnte er im Haus Nr. 288 (Ortszentrum von Rheydt) und zahlt an Klassensteuer etwa mehr als 5 Taler,
heißt es in Günther Erckens Geschichte der Juden in Mönchengladbach.
Sonst ist über die Kindheit, Schulzeit und Ausbildung von Emma Gans nahezu nichts bekannt. Verheiratet war sie mit einem Herrn Herwei, für dessen Existenz es aber keine Belege zu geben scheint und für seine Person keine Quellen.
Spätestens seit 1925, so geht aus dem entsprechenden Adressbuch Elberfeld hervor, lebte Emma Gans` Schwester Hedwig in Elberfeld in der Ernststraße 12 im Quartier Arrenberg und betrieb in der Breite Straße 35 (heute Tannenbergstraße) ein Geschäft für Manufakturwaren. Vermutlich war sie nie verheiratet und sorgte selbständig für ihren Lebensunterhalt. Im Adressbuch von 1932 ist auch eine weitere Schwester, Jenny Gans, mit der Adresse von Hedwig Gans verzeichnet. Die beiden unverheirateten Schwestern scheinen in derselben Wohnung in der dritten Etage des Hauses bis in die 1940er Jahre gewohnt zu haben, denn diese Adresse ist auch noch im Adressbuch 1940/41 genannt. Wo aber Emma Herwei in Elberfeld gewohnt hat, bleibt unklar, denn in keinem der Adressbücher ist ihr Name verzeichnet. Erst auf der Liste mit den Namen derjenigen, die zum Transport am 20. Juli 1942 nach Theresienstadt bestellt wurden, taucht ihr Name mit Adresse auf: Gesundheitstraße 86, also ganz in der Nähe der Schwestern Hedwig und Jenny.
Alle drei mussten am Montag, den 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck kommen, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden zunächst nach Düsseldorf gefahren zu werden, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Morgen wurden sie mit einem großen Transportzug und über 1000 Menschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Nicht einen Monat später, am 11. August 1942, starb Emma Herweis Schwester Hedwig Gans an Erschöpfung, Hunger und womöglich auch Misshandlung. Emma Herwei selbst hielt die Strapazen länger durch und starb am 17. März 1943. Sie war 79 Jahre alt.
Ihre Schwester Jenny starb wenige Monate später, am 5. Oktober 1943.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Theresienstadt | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250788, 250789 | https://de.findagrave.com/memorial/87239181/hedwig-gans#view-photo=214601162 | https://gw.geneanet.org/brasselimburg2?lang=de&n=gans&p=jakob | Günther Erckens: Juden in Mönchengladbach. Jüdisches Leben in den früheren Gemeinden M.Gladbach, Rheydt, Odenkirchen, Giesenkirchen-Schelsen, Rheindalen, Wickrath und Wanlo“, Mönchengladbach 1988/1989