Martin Herzfeld
Martin Herzfeld wurde am 20. April 1907 in Lobsens in Posen als eins von vier Kindern der Eheleute Abraham und Frieda Herzfeld geboren. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Dekorateurs und Plakatmalers. Nachdem er nach Elberfeld gekommen war, nahm er sich ein Junggesellenzimmer im Haus Tannenbergstraße 12 in der dritten Etage.
Vermutlich hat er für die Elberfelder Kaufhäuser auch während der NS-Zeit zunächst noch die Schaufenster dekorieren und Werbeplakate gestalten können, aber mit den zunehmenden Schließungen von Geschäften jüdischerEigentümer werden sich auch seine Möglichkeiten deutlich verringert haben. Vermutlich ab 1940 musste Martin Herzfeld Zwangsarbeit leisten, und zwar als Hilfsarbeiter im Kanalbauamt in Wuppertal-Oberbarmen. Dafür erhielt er ca. 40 RM Wochenlohn. Seine Arbeitsbuchnummer lautete 69/612.
Am 23. Oktober 1941 heiratete Martin Herzfeld seine Braut Gertrude Winter, die vor ihrem Umzug nach Wuppertal im Sommer 1939 als Verkäuferin im elterlichen Manufakturwarengeschäft in Remscheid-Lüttringhausen gearbeitet hatte. Gertrude und Martin Herzfeld hatten zu diesem Zeitpunkt schon den Bescheid bekommen, sich am Sonntag, den 26. Oktober 1941, am Bahnhof Steinbeck einzufinden. Vielleicht hatten sie sich von der Eheschließung versprochen, von der bevorstehenden Deportation zurückgestellt zu werden.
Aber gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten, darunter auch Gertrude Herzfelds Bruder Hermann Rudolf Winter aus Remscheid-Lennep, wurden die beiden zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódź, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden.
Dort musste das junge Ehepaar Herzfeld mit 72 weiteren Personen im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Am 16. November 1941 holten sie die religiöse Trauung im Ghetto von Łódź nach. Ende November 1941 konnte das Paar in die Wohnung 28 in der Mühlengasse 33 umziehen. Am 4. Dezember 1941 musste Martin Herzfeld sein in Deutschland ausgestelltes Arbeitsbuch im Ghetto abgeben. Am 2. Januar 1942 erhielt er eine Zahlung über 19,30 Mark. Davon führte er zwei Drittel als Beitrag für die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab. Auf der Liste der „Gutschriften der H.K.-Beträge vom 1.5. bis 15.5.1942“ wurde für Martin Herzfeld und seine Frau am 3. Mai der Gesamtbetrag von 117 Mark verbucht. Martin und Gertrude Herzfeld wurden am 6. Mai 1942 mit dem III. „Aussiedlungstransport“ aus dem Ghetto von Łódź „ausgesiedelt“ und am nächsten Tag im Vernichtungslager Chełmno ermordet.
Er war 35 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, 268f.