Paula Hirsch

  • Geburtsdatum: 28.09.1880
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Wohnort:

    Alsenstraße 42, Unionstraße 8, Barmer Straße 90, Hofaue 25

  • Todesdatum: 07.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Paula Hirsch wurde als zweites von drei Kindern der Eheleute Benoit Hirsch und seiner Frau Ida, geb. Fischel in Elberfeld geboren. Über ihre Kindheit, Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt, aber es ist anzunehmen, dass sie wie ihr älterer Bruder Max einen kaufmännischen Beruf erlernte. Paula Hirsch heiratete nie. Sie arbeitete als Prokuristin für die Firma „P. & M. Hirsch“, ein Großhandel mit Futterstoffen für Herrenschneider. Diese Firma wurde bereits am 15. November 1889 als offene Handelsgesellschaft in das Wuppertaler Handelsregister eingetragen. Siegfried Leyser, Meyer Hirsch und Ernst Paffrath waren die Gesellschafter der Firma, und um 1916 war zudem auch Helene Hirschs Bruder Max Teilhaber. Zu dieser Zeit hatte die Firma ihren Sitz in der Barmer Straße 90, zog aber später in die Hofaue 25 um.

Im August 1921 starb Paula Hirschs Vater Benoit, und seine Familie bestattete ihn auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld F/ X). Ihre verwitwete Mutter Ida lebte nun allein in einem Haus am Forsthof 7. Im Elberfelder Adressbuch 1925 wird die Adresse der 71-Jährigen als Sitz der „Gesellschaft der Bergisch-Märkischen Telefongesellschaft mbH“ aufgeführt. (S. 157). Paula Hirsch wohnte laut Adressbuch 1925 in der Alsenstraße 42.

Am 3. Oktober 1932 wurde Siegfried Leyser Alleininhaber der „P. & M. Hirsch“ und beschäftigte sechs Festangestellte. Unter ihnen befand sich auch Paula Hirsch, die weiterhin als Prokuristin der Firma tätig war. Ab 1936 verzeichnete die Firma Umsatzrückgänge und befand sich im Jahr 1938 in Liquidation. Am 12. Dezember 1938 wurde sie schließlich gewerbesteuerlich abgemeldet.

Seit dem 15. August 1933 wohnte Paula Hirsch mit ihrer Schwester Helene in der Unionstraße 8 in Barmen. Das Haus hatte noch 1921 dem jüdischen Kaufmann Leo Menko gehört und in der ersten Etage auch das Büro des „Jüdischen Krankenpflege-Vereins“ beherbergt, aber mittlerweile war es in den Besitz des Kaufmanns Albert Daniel übergegangen, der auf der Hofaue im Haus Nummer 50 ein großes Unternehmen führte. Vermutlich kannten sich Paula Hirsch und Albert Daniel als Geschäftspartner der Hofaue.

Am 15. Januar 1938 starb Paula Hirschs Bruder Max im Alter von 60 Jahren. Seine Mutter und seine Schwestern bestatteten ihn auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld K VII). Seit dem Ausscheiden aus der Firma erhielt Paula Hirsch von der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin Wilmersdorf ein monatliches Ruhegehalt für Angestellte in Höhe von 97,90 Reichsmark, wovon die Schwestern vermutlich den größten Teil ihres Lebensunterhalts und den ihrer Mutter bestreiten mussten. Helene Hirschs Lohn aus der Zwangsarbeit betrug wöchentlich 25,60 Reichsmark. Die Nummer von Paula Hirschs Arbeitsbuch lautete 198/069805.

Am 5. April 1941 starb Paula Hirschs Mutter Ida Hirsch im Alter von 87 Jahren und wurde von ihren Töchtern neben ihrem Mann Benoit bestattet.

Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste sich Paula Hirsch mit ihrer Schwester Helene am Bahnhof Steinbeck einfinden. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden sie zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Lodz, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden.

Dort kamen Paula und Helene Hirsch im Zimmer 5 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 unter.  Im Dezember 1941/ Januar 1942 erhielt Paula Hirsch mehrere Zahlungen über 9,60 Mark, von denen sie jeweils zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte.

Mit ihrer Schwester Helene wurde Paula Hirsch am 6. Mai 1942 mit dem III. „Aussiedlungstransport“ aus dem Ghetto von Łódźin das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.

Sie war 62 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 282f.