Charlotte Käte Keller, geb. de Jong
Charlotte Käte Dejong wurde am 25. November 1913 in Breslau als älteste Tochter des Händlers Isidor Dejong und seiner Frau Meta, geb. Josef geboren. 1915 lebte die kleine Familie bereits in Elberfeld, denn dort kam ein Schwesterchen zur Welt. Aber es starb noch am Tag seiner Geburt, dem 27. August 1915, und wurde auf dem Kindergrabfeld des jüdischen Friedhofs am Weinberg begraben. Am 29. Juni 1919 kam das dritte Kind zur Welt, Charlottes Schwester Gerda Dejong.
Die Familie lebte, so das Elberfelder Adressbuch von 1925, in der Elberfelder Wilhelmstraße 13a.
Ob die Eltern sich scheiden ließen oder der Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg gefallen ist, ist unbekannt. Ein Grab auf dem jüdischen Friedhof gibt es nicht und auch andere Quellen geben keine Auskunft. Es scheint, dass Charlotte Dejongs Mutter Meta ihre beiden Töchter allein aufzog. Vermutlich arbeitete sie als Verkäuferin.
Charlotte Dejong heiratete einen Herrn Keller, offensichtlich nicht jüdisch, und 1935 wurde ihr Sohn Klaus geboren.
Vermutlich zur selben Zeit oder etwas später besuchte ihre Schwester Gerda eine Hachschara-Ausbildungsschule auf Gut Winkel in Spreenhagen in der Mark Brandenburg. Es gab hier 220 Ausbildungsplätze bis zur erzwungenen Auflösung des Lehrguts im Juni 1941. Organisiert wurde diese Vorbereitung zur Emigration nach Palästina von zionistischen Jugendbünden. Im Gut Winkel waren das die „Habonim“ (Werkleute).
Nach der Schließung der Schule kehrte Charlotte Kellers Schwester Gerda nach Wuppertal zurück. Vier Monate später, am Sonntag, den 26. Oktober 1941, mussten sich die beiden Schwestern mit ihrer Mutter und dem sechsjährigen Klaus am Bahnhof Steinbeck einfinden. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden sie zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódź, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden. Dort mussten sie mit weiteren Deportierten in das Zimmer der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 ziehen.
Dort gab Charlotte Keller ihr Arbeitsbuch (Nr. 198/131139) ab. Am 5. Mai 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und vermutlich auch mit ihrem kleinen Sohn Klaus mit dem zweiten Transport aus dem Ghetto von Łódź „ausgesiedelt“ und am nächsten Tag in der Vernichtungsstätte Chełmno ermordet.
Sie war 29 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 343