Bernhard Liebermann
Bernhard Liebermann wurde am 30. Oktober 1887 in Łódź geboren. Über seine Eltern und Geschwister ist nichts bekannt. Verheiratet war er mit der vier Jahre älteren Anna Miedzinski, die wie er aus Łódź stammte.
Als seine Tochter Eva am 19. Oktober 1917 geboren wurde, lebte das Paar bereits in Elberfeld, und zwar in der Bachstraße 24 (heute Gathe), wo die Familie wohnte. Sein Geschäft betrieb Bernhard Liebermann in der Friedrichschulstraße 3.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten die Liebermanns mehr und mehr unter Druck. 1935 erschien das nationalsozialistischen „Boykottheft“, in dem Bernhard Liebermanns Betrieb mit der Adresse Wülfingstraße 19a verzeichnet war (S. 17).
Am Freitag, den 18. Oktober 1938, wurde Bernhard Liebermann gemeinsam mit seiner Frau Anna und seiner nun 21-jährigen Tochter Eva verhaftet und – wie rund 17.000 andere Juden und Jüdinnen polnischer Staatsangehörigkeit – an die Grenze zu Polen nach Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben, wo sie in einem improvisierten Flüchtlingslager unterkamen. Mit dieser großen Ausweisungsaktion wollte die deutsche Führung vermeiden, dass die Pässe der polnischen Juden ihre Gültigkeit verlieren. Die polnische Regierung hatte der deutschen ein entsprechendes Ultimatum gestellt.
Während es der Tochter Eva irgendwie gelang, sich von Zbąszyń aus am 5. September 1939 nach England durchzuschlagen – mit dem Zug von Zbąszyń nach Gdingen, mit dem Schiff weiter nach London –, blieben Bernhard Liebermann und seine Frau in Polen. Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen bestand kaum mehr eine Chance, aus dem Land herauszukommen. Bernhard und Anna Liebermanns Spuren verlieren sich im Ghetto von Łódź. Bernhard Liebermann war 51 Jahre alt, als man ihn aus Deutschland vertrieb.
Seine Tochter hatte in Elberfeld noch eine kaufmännische Lehre bei der Firma Leonhard Tietz begonnen, musste dort aber im Zusammenhang mit der „Arisierung“ aufhören. Sie hatte danach ihrem Vater im Geschäft geholfen. In England lebte sie in Cheltenham und arbeitete von 1942 bis 1948 als Näherin. 1947 heiratete sie und wanderte 1954 mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in die USA aus.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 602690 a/b, 609617 | https://wuppertaler-widerstand.de/aktuelles/gedenken-die-opfer-der-sogenannten-polenaktion-1938-wuppertal