Laura Löbenstein
Laura Löbenstein wurde am 22. Juni 1872 in Wanfried in Nordhessen geboren. Über ihre familiäre Herkunft, Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt. Das Elberfelder Adressbuch von 1925 verzeichnet den „Vertreter Moritz Löbenstein“ mit einer Wohnung am Grifflenberg 38 in der zweiten Etage, aber in welchem Verhältnis dieser zu Laura Löbenstein stand, ist nicht klar. Eine fragmentarische Quelle unklarer Herkunft bestätigt die Wohnadresse für die 1940er Jahre.
„Ich habe in einem Brief meines Großvaters, Pastor D. Hesse aus Elberfeld, eine Notiz gefunden, dass er am 19.4.1941 eine Frau Löbenstein in deren Wohnung in der 2. Etage des Hauses Grifflenberg 38 aufgesucht habe.“
Es scheint, dass Laura Löbenstein diese Wohnung, vielleicht mit der Aufhebung des Mieterschutzes für Juden im Jahr 1939, verlassen musste und in das Haus Roonstraße 14 im Briller Viertel eingezogen ist. Dieses Haus gehörte der Witwe „Rob. Israel Eichengrün“, Amanda Eichengrün, geb. Braun, geboren am 2. April 1878 in Esslingen in der Pfalz.
Laut Adressbuch 1940/41 wohnten neben der Eigentümerin Amanda Eichengrün und Laura Löbenstein auch die nichtjüdische Lehrerin Else Vogel im Haus, ferner Reinhold „Israel“ Caminer und der Ziseleur Paul Schlemmer mit ihren Familien. Bei „Reinhold Caminer“ scheint es sich aber um einen Irrtum zu handeln, denn gemeint ist viel eher Elise Caminer, geb. Reinhold.
Am Montag, den 10. November 1941, musste Laura Löbenstein ihre jüdischen Nachbarinnen Amanda Eichengrün und Elise Caminer verlassen und sich mit Gepäck und Proviant zum Steinbecker Bahnhof begeben. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Laura Löbenstein war 69 Jahre alt, als man sie deportierte.
Ihre Vermieterin Amanda Eichengrün starb am 27. Juni 1942 im Alter von 64 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg neben ihrem Mann Robert bestattet, der schon 1937 gestorben war (Feld K/V). So mussten die Eheleute Eichengrün nicht mehr miterleben, dass im Juli 1942 auch noch die letzten Juden und Jüdinnen aus Wuppertal deportiert wurden, darunter auch Elise Caminer, die am 20.Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk