Otto Josef Löwenthal

  • Geburtsdatum: 14.01.1885
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Beruf: Kaufmann
  • Todesdatum: nach 04.09.1942
  • Todesort: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Otto Josef Löwenthal wurde am 14. Januar 1885 als Sohn des Kaufmanns Leopold Löwenthal und seiner Frau Ida, geb. Caßel, in Elberfeld geboren. Über seine Kindheit und Schulzeit, ob er eventuell Geschwister hatte, ist nichts bekannt. Von 1915 bis 1918 diente er als Soldat im Rang eines Unteroffiziers im Ersten Weltkrieg.

Seit 1920 wohnte Otto Josef Löwenthal in Karlsruhe. Noch im selben Jahr heiratete er in Frankfurt am Main Lilly Charlotte Gutenstein, die dort auch geboren war. Am 6. März 1921 wurde der Sohn Heinz in Karlsruhe geboren. Die Familie lebte bis zum Jahr 1933 in der Nokkstraße 2, zog danach in die Uhlandstraße 44. Beide Straßen liegen in einem gutbürgerlichen Viertel der Stadt.

Seit 1926 war Otto Löwenthal Inhaber des Kinderbekleidungsgeschäfts Löwenthal & Co, Mädchen und Knabenbekleidung in der Kaiserstraße 88, eine gute Adresse.

Otto Löwenthals Sohn Heinz kam nach dem Besuch der Volksschule auf das Humboldt-Realgymnasium in Karlsruhe. Er war ein guter Schüler, aber ab 1935 wurden seine Beurteilungen schlechter. Er sei „schwerfällig, nicht immer ganz zuverlässig, mangelnder Fleiß bei guter Begabung, Erfolg im Ganzen befriedigend.“ Trotz gewisser Unregelmäßigkeiten in Fleiß und Mitarbeit sei er den schulischen Anforderungen gewachsen, sei „einsatzbereit“, „selbständig denkend“ und im „Ganzen einwandfrei“. Doch wurde diese im Grunde gute Beurteilung nicht in das Zeugnis eingetragen, weil das nach einer neuen Verordnung jüdischen Schülern nicht mehr zugestanden wurde.

Am 26. Mai 1936 stellte Otto Löwenthal für seinen Sohn, der die Mittlere Reife nun erlangt hatte, einen Reisepass-Antrag. Er wollte in den Sommerferien für drei bis vier Wochen nach Italien fahren. Der Antrag wurde bewilligt, und Hans Heinz Löwenthal durfte reisen.

Die Schulakten vermerkten, dass Hans Heinz Löwenthal am 20. März 1937 aus dem Gymnasium austrat. Anschließend begann er eine Banklehre und besuchte für ein Jahr die Handelsschule.

1938 verlor Otto Löwenthal sein Geschäft im Zuge der „Arisierung“. Der Druck zu Emigration wurde verschärft, vor allem nach den gewalttätigen Ausschreitungen gegen die Juden im November 1938. Vom 11. bis 29. November 1938 war Otto Löwenthal im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Sofort nach seiner Rückkehr aus dem Lager beantragte er nun Pässe für die ganze Familie, um in die USA zu emigrieren. Aber die Familie hatte eine sehr hohe Registriernummer, so dass an eine Einreise in die USA erst einmal nicht zu denken war. Vor den Behörden gab Otto Löwenthal an, die Wartezeit in der Schweiz, in England und in Holland verbringen zu wollen, aber daraus wurde nichts.

Ein knappes Jahr, vom 19. September 1939 bis zum 30. Juli 1940, ist die Familie in Offenbach am Main gemeldet.

Im Jahr 1940 lebte die Familie wieder in Karlsruhe, nun am Haydnplatz 6, in einem Haus, das mittlerweile zu einer Zwangsunterkunft für Jüdinnen und Juden der Stadt gemacht worden war. Im Haus am Haydnplatz 6 wohnten 1940 etwa 48 Menschen.

Am frühen Morgen des 22. Oktober 1940 wurden die 6500 noch in Baden, der Pfalz und dem Saarland lebenden Jüdinnen und Juden festgenommen. Zu Fuß, mit Lastwagen und in Militärfahrzeugen mussten sie zu den bereitstehenden Zügen kommen. Auch Otto Löwenthal, seine Frau und sein Sohn waren darunter. Mitnehmen durften sie 50 Kg Gepäck und 100 Reichsmark in bar. Manche wurden erst eine Stunde vor der Abfahrt des Zuges über die Anordnung informiert.

Nach viertägiger Fahrt traf der Zug im Internierungslager Gurs im Südwesten Frankreichs ein. Die Zustände dort waren katastrophal: Wände und Dächer waren weder wasser- noch winddicht. Im Winter war es dauernd frostig kalt. Pro Tag erhielten die Gefangenen nur ca. 250 Gramm Brot und zweimal am Tag eine Suppe aus Viehrüben und Wasser. Mehr als 1000 Kalorien gab es nie. Diese Mangelernährung und die völlig unzureichende Hygiene führten zu zahlreichen Krankheiten und einer erschreckend hohen Sterblichkeit. Otto Löwenthal und seine Familie überlebten das Lager jedoch.

Im Frühjahr 1942 wurde die ganze Familie Löwenthal zunächst in das Durchgangslager Drancy bei Paris verbracht. Am 4. September 1942 kamen alle drei mit dem Transport Nr. 28 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, wo sie vermutlich sofort ermordet worden sind.

Otto Josef Löwenthal war 57 Jahre alt.

Quellen


https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/2559 | Deportationsliste Gurs (Statistik des Holocaust: https://statistik-des-holocaust.de/FR401022-40.jpg) | Zugangsbuch Dachau (Arolsen Archives: DocID 130429472) | Aufenthaltsliste Offenbach (Arolsen Archives: DocID 70466175)