Carl Otto Michels

  • Geburtsdatum: 01.01.1886
  • Geburtsort: Oberlahnstein
  • Beruf: Textilkaufmann
  • Wohnort:

    Berliner Straße 126 (heute Hofkamp), Jägerhofstraße 15, Herzogstraße 31, Wirmhof 8 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Carl Otto Michels wurde am 1. Januar 1886 als jüngstes von fünf Kindern des Fruchthändlers Isaak Michels und seiner Frau Rosa, geb. Baum geboren. Seine Geschwister waren Martha, Richard, Johanna und Frieda, die wie er alle in Oberlahnstein geboren worden waren.

Am 14. April 1941 heiratete Carl Michels in München die zehn Jahre jüngere Kauffrau Rosa Ernestine Wolfsheimer, genannt Erna, die Geschäftsführerin der elterlichen Ledergroßhandlung in München war und zog mit ihr nach Berlin, wo am 7. Mai 1922 der Sohn Werner zur Welt kam. 1926 zog die kleine Familie nach Elberfeld, wo Carl Michels in die Firma Arthur Inow & Co. AG eintrat, die ihren Sitz am Kolk 27 hatte. Auch seine Frau Erna Michels arbeitete hier als Büroangestellte. Am 17. Februar 1929 kam Carl Michels` zweites Kind, ein Mädchen zur Welt: Ellen-Ruth.

Im April 1933 gründete Carl Michels in der Hofaue 46 die Kleiderstoffgroßhandlung Carl Michels. Privat wohnte die Familie in der Berliner Straße 126 (heute Hofkamp), in der Jägerhofstraße 15 und in der Herzogstraße 31.

Mit der Machtübernahme geriet selbstverständlich auch die Firma der jüdischen Familie und diese selbst zunehmend unter Druck. 1935 wurde der Name „Carl Michels“ im nationalsozialistischen „Boykottheft“ mit Branche: Tuche, und Adresse: Hofaue 46, verzeichnet. Nach den gewalttätigen antijüdischen Aktionen vom November 1938 mussten Carl und Erna Michels aufgeben und ließen ihre Firma am 12. Dezember 1938 arisieren. Der neue Inhaber war die Firma Rotthaus & Melcher oHG (Solingen, Klingenstraße 72).

Im Mai 1939 entschieden sich Carl und Erna Michels, ihren Sohn Werner mit der Kölner jüdischen Schule „Jawne“, die er besuchte, nach England bringen zu lassen. Ungefähr zur selben Zeit konnten die Eltern auch ihre zehnjährige Tochter Ruth ins Ausland schicken – nach Palästina zu ihrer Tante Gertrud Sharon. Beide Kinder waren nun in Sicherheit. Mit der Aufhebung des Mieterschutzes für Jüdinnen und Juden mussten Carl Michels und seine Frau eine neue Unterkunft beziehen, und zwar im Wirmhof 8.

Für eine Auswanderung war es nun zu spät. Am Montag, den 10. November 1941, mussten sie sich, ausgerüstet mit Gepäck und Proviant, vom Wirmhof zum Steinbecker Bahnhof begeben. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Carl Michels war bei seiner Deportation 55 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246367a