Elise Okunski, geb. Frank

  • Geburtsdatum: 06.02.1872
  • Geburtsort: Lingen
  • Wohnort:

    Straße der SA 178 (heute Friedrich-Ebert-Straße)

  • Todesdatum: nach 21.09.1942
  • Todesort: Vernichtungslager Treblinka

Elise Frank wurde am 6. Februar 1872 in Lingen an der Ems geboren. Ihr Vater war der Viehhändler Philipp Frank (geboren 1844), ihre Mutter die aus Ootmarsum in den Niederlanden stammende Berta Benjamin (geboren 1849). Elise Frank hatte noch drei jüngere Geschwister: Max, geboren 1879, Bernardine, geboren 1881, Georgine, geboren 1883.

Verheiratet war Elise Frank mit dem Kaufmann Neumann Okunski aus Kosten in Polen, der in Lingen einen Eiergroßhandel betrieb und auch andere landwirtschaftliche Produkte verkaufte. Das Ehepaar lebte in einer Mietwohnung im Obergeschoss des Hauses Lookenstraße 47 in Lingen (heute Konrad-Adenauer-Ring 2/6). 1905 wurde ihre Tochter Caroline geboren, die sich zu einer begabten Pianistin entwickelte.

Schon im November 1933 schickten Elisa und Neumann Okunski ihre Tochter zu den Tanten Bernardine Zadoks, geb. Frank, und Georgine de Wilde, geb. Frank, nach Amsterdam. Doch alle drei wurden nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen entdeckt und verhaftet. Am 25. Mai 1943 wurde Caroline vom Lager Westerbork aus, wie ihre Tanten vier Wochen zuvor, in das Vernichtungslager Sobibór deportiert und ermordet.

Elise Okunskis jüngerer Bruder Max Frank versuchte im Mai 1939 als Passagier der „St. Louis“ von Hamburg aus nach Kuba zu entkommen. Das Schiff mit 930 jüdischen Flüchtlingen an Bord bekam aber in Havanna keine Landeerlaubnis und musste wieder zurück nach Europa. Max ging in Brüssel von Bord. Später inhaftierte ihn die Gestapo und verschleppte ihn in das Sammellager Mechelen. Von dort wurde er im September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Von der Ermordung ihrer Geschwister und ihrer Tochter erfuhr Elise Okunski nichts mehr.

Sie und ihr Mann wurden am Morgen nach den antijüdischen Gewaltaktionen in Lingen in so genannte „Schutzhaft“ genommen. Elise Okunski konnte nach einigen Stunden des Wartens auf dem Marktplatz wieder nach Hause zurückkehren. Aber ihr Mann und fünf weitere jüdische Männer wurden im Polizeigefängnis von Lingen festgehalten und am nächsten Tag in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Nach einigen Wochen kehrte Neumann Okunski, kahlgeschoren, abgemagert und schwer verstört, wieder nach Hause zu seiner Frau zurück.

Im August 1939 mussten Okunskis in die Zwangsunterkunft Wilhelmstraße 21 umziehen, im Januar 1942 in eine andere Zwangsunterkunft in der Marienstraße 4. Schon sechs Wochen später mussten sie erneut umziehen, und zwar nach Wuppertal. Dort bekamen sie eine Wohnung im Haus „Straße der SA“ 178 (heute Friedrich-Ebert-Straße) zugewiesen, wo auch Max Ney, ein älterer, alleinstehender Jude zwangsweise leben musste.

Diese letzte Adresse der Okunskis ist auf der Deportationsliste für Theresienstadt aus dem Jahr 1942 aufgeführt. Von dort mussten sie, zusammen mit ihrem neuen Nachbarn Max Ney, am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck kommen, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden.

Zunächst fuhr der Zug nach Düsseldorf, wo die Menschen auf dem Schlachthofgelände Derendorf übernachten mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein langer Transportzug mit über 1000 Personen Richtung Prag in das Ghetto Theresienstadt.

Elise und Neumann Okunski wurden schon zwei Monate später, am 21. September 1942, in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und vermutlich sofort ermordet. Elise Okunski war 70 Jahre alt.

Ihr Nachbar Max Ney, 83 Jahre alt, blieb im Ghetto. Dort kam er einen Monat später um, gestorben an Hunger, Erschöpfung oder mangelnder Versorgung.

Der einzige Überlebende aus der Familie Frank war der Sohn von EIise Okunskis Bruder Max, ihr Neffe Helmut, geboren 1923 in Rheine. Er emigrierte nach Palästina.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; https://www.lingen.de/pdf_files/allgemein/stolpersteine_2611_1.pdf