Martin Simon Schönthal
Martin Simon Schönthal wurde am 7. August 1888 als drittes von sieben Kindern der Eheleute Simon Abraham Schönthal und Rahel, geb. Moses in Norden in Ostfriesland geboren. Seit mindestens 1925 lebte Martin Schönthal in Elberfeld als Kaufmann und betrieb in der Bleichstraße 18 (heute Teil der Bundesallee) eine Manufakturgroßhandlung. Privat wohnte Martin Simon Schönthal in der Luisenstraße 76. Martin Schönthal wird auch im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 verzeichnet, und zwar nur mit dieser privaten Adresse Luisenstraße 76 (S. 24).
Irgendwann scheint auch Martin Simon Schönthals dreizehn Jahre jüngerer Bruder Friedrich nach Elberfeld gekommen zu sein. Die Brüder haben im Jahr 1940 zusammen in der Bankstraße 2 gewohnt, vermutlich nicht freiwillig. Nur Martin Schönthal ist im Adressbuch 1940/41 genannt, und zwar mit der Berufsbezeichnung „Arbeiter“. Bei ihnen lebte außerdem Siegfried Friedrich Schönthal, der am 21. Juli 1931 ebenfalls in Norden geboren worden war. Möglicherweise war dieser ein Sohn oder Neffe einer beiden Brüder, vielleicht aber auch ein Sohn eines weiteren Bruders.
Am Montag, den 10. November 1941, musste alle drei Schönthals mit ihrem Gepäck und Proviant für mehrere Tage zum Bahnhof Steinbeck kommen. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Martin Simon Schönthal soll angeblich in ein Arbeitslager geschickt worden und später in das Konzentrationslager Flossenbürg deportiert worden sein, aber Belege dazu fehlen.
Martin Simon Schönthal war bei seinem Tod vermutlich höchstens 57 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | https://www.wikitree.com/wiki/Schönthal-22