Siegfried Kurt Schwarz

  • Geburtsdatum: 30.05.1916
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Paradestraße 29

  • Todesdatum: 23.03.1945
  • Todesort: Konzentrationslager Leitmeritz

Siegfried Kurt Schwarz wurde am 30. Mai 1916 in Elberfeld als eins von sechs Kindern der Eheleute Moritz Schwarz und Sibilla, geb. Anderes geboren. Siegfried Schwarz hatte fünf Geschwister: Die Brüder Alex (emigriert nach Palästina und dort 1993 gestorben) und Erich (emigriert nach Palästina), und die Schwestern Edith, die schon 1924 nach Kanada ausgewandert ist und 2003 bei einem Autounfall ums Leben kam, und Henny – die sich 1928 das Leben nahm und auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg beerdigt wurde, und die Schwester Dina, verh. Altmann, die 1942 mit ihrer Familie – bis auf den Sohn Adolf (Jacques) von Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde.

Siegfried Kurts Mutter Sibilla, geboren am 14.8.1871 in Elberfeld, war eine begeisterte Opernliebhaberin. Sie stammte aus der elsässischen Familie Andrée (Anderes). Sein Vater Moritz, geboren am 4.1.1874 in Krefeld, besaß dort eine Margarinefabrik, litt aber leider unter Spielsucht, so dass er durch Pferdewetten das ganze Vermögen verlor.

Wie auch einige seine Geschwister war Siegfried Kurt Schwarz im Warenhaus Tietz angestellt. Im Unterschied zu seinen Brüdern, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Palästina auswanderten, weigerte sich Siegfried Kurt Schwarz seine Eltern zu verlassen, denn vor allem an seiner Mutter hing er sehr.

Am Montag, den 10. November 1941, musste er sich trotzdem von ihnen trennen, denn für diesen Tag wurde er mit Gepäck und Proviant zum Bahnhof Steinbeck bestellt. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurde er nun nach Minsk deportiert.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Im Unterschied zu den allermeistern der nach Minsk Deportierten scheint Kurt Siegfried Schwarz in ein in der Nähe liegendes Arbeitslager geschickt worden zu sein, denn er überlebte das Ghetto Minsk zunächst und kam am 4. August 1944 in das Konzentrationslager Leitmeritz, ein Nebenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg und erhielt dort die Gefangenennummer 16388. In Leitmeritz kam er dann am 25. März 1945 um, kurz vor der Befreiung durch die Alliierten.

Siegfried Kurt Schwarz war bei seinem Tod 29 Jahre alt.

Auch anderen jüdischen Wuppertalern ist es so oder ähnlich ergangen: Harald Borchardt, geboren 1912, kamen wie Siegfried Kurt Schwarz am 4. August 1944 aus Minsk in das Konzentrationslager Flossenbürg. Borchardt (Gefangenennummer 14257) kam im Außenlager Hersbruck am 8. März 1945 um. Martin Schönthal, geboren 1888 in Norden in Ostfriesland und wohnhaft in der Bankstraße 2, soll ebenfalls im Konzentrationslager Flossenbürg umgekommen sein, aber ein Beleg dafür fehlt. Günther Silberberg, geboren 1920, kam am 10. August 1944 in das Konzentrationslager Mauthausen und starb dort am 18. November 1944. Es ist nicht auszuschließen, dass auch noch andere der aus Wuppertal deportierten Menschen aus Minsk in andere Lager kamen und dort umkamen. Lediglich zehn der deutschen Juden waren bei der Befreiung von Minsk noch am Leben. Aus Wuppertal war keiner darunter.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250383 | Arolsen Archives: Dokumente Konzentrationslager Flossenbürg (DocID 10999437, DocID 10999438, DocID 10999446, DocID 10999447, DocID 10999448)