Günther Silberberg

  • Geburtsdatum: 27.02.1920
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Wohnort:

    Hellerstraße 6

  • Todesdatum: 18.11.1944
  • Todesort: Konzentrationslager Mauthausen

Günther Silberberg wurde am 27. Februar 1920 in Elberfeld geboren. Seine Eltern waren die aus Kirrweiler stammende Martha, geb. Süss, und der in Ergste geborene Kaufmann Artur Silberberg. Sein Vater führte mit seinem Kompagnon Julius Ostwald in Elberfeld die Textil-Großhandlung „Ostwald & Silberberg“ mit Sitz im Hofkamp 28. Das Geschäft handelte mit Web- und Strickwaren, Tuchen und Textilien. 1923 wurde Günther Silberbergs Schwester Ellen Suse geboren.

Das Adressbuch Elberfeld aus dem Jahr 1925 nennt als Wohnadresse der Familie Silberberg „Bökel 9“ – diese Straße gibt es heute nicht mehr, sondern ist mit dem Bau der „Bundesallee“ fortgefallen. Der Bökel bestand ursprünglich aus einer Gruppe von Fachwerkhäusern in einem unregelmäßigen Straßengebilde mit Zugängen von der Kölner Straße und vom Döppersberg, wie es in Wolfgang Stocks Buch über die Wuppertaler Straßennamen heißt. Unten im Haus Nummer 9 war das „Speisehaus des Vereins für Frauenbestrebungen“, in der ersten Etage wohnten die Silberbergs. Das Viertel wurde im Zuge der Bombardierungen Wuppertals vollständig zerstört. Doch das hat die Familie Silberberg nicht mehr miterlebt.

Günther Silberberg besuchte ganz in der Nähe das Humanistische Gymnasium in Elberfeld an der Kölner Straße.

1933 zogen Martha und Artur Silberberg mit ihren Kindern in ein Mietshaus in der Hellerstraße 6 um, vermutlich auch wegen des kurzen Fußwegs zur Firma. Dieses Haus gehörte der Fa. Nordstern, Allgemeine Versicherungen AG.

Zugleich setzten die nun an die Regierung gekommenen Nationalsozialisten zunehmend antijüdische Repressalien in Gang. Im sogenannten „Boykottheft“ des Amts Handwerk & Handel der NSDAP Wuppertal ist Günther Silberbergs Vater mit der privaten Wohnadresse als „jüdischer“ Gewerbetreibender aufgeführt (S. 38). Der Druck verschärfte sich weiter, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie immer prekärer wurden. Die Pogrome im November 1938 werden die Silberbergs in Panik versetzt haben. Der Schulbesuch für Günthers 15-jährige Schwester wurde am 15. November verboten, und ob er selbst, jetzt 18 Jahre alt, die Schule schon abgeschlossen hatte, ist nicht sicher.

Im Januar 1939 mussten Günther Silberbergs Vater und sein Kompagnon das Geschäft aufgeben. Vermutlich konnte Julius Ostwald noch rechtzeitig vor Kriegsbeginn ins Ausland emigrieren (er starb 1950).

Das ist Günther Silberberg und seiner Familie nicht gelungen. Das Haus, in dem sie wohnten, wurde zu einer Zwangsunterkunft erklärt, und um 1939 zogen dort noch Louis und Johanna Levi mit ihren Kindern Ernst Werner, Lotta und Max ein, und die Witwe Cläre Blumenau ins Erdgeschoss. Am Sonntag, den 26. Oktober musste sich Cläre Blumenau von ihren Nachbarinnen und Nachbarn verabschieden, weil sie zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck bestellt worden war. Mit 200 anderen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Bergischen Städte wurde sie in das Ghetto von Lodz deportiert.

Schon zwei Wochen später, am Montag, den 10. November 1941, mussten sich auch die vier Silberbergs zum Steinbecker Bahnhof begeben. Zusammen mit insgesamt 266 Menschen aus dem ganzen Bergischen Land, davon 244 aus Wuppertal, bestiegen sie dort einen Transportzug aus Düsseldorf mit bereits mehreren Hunderten Menschen aus dem gesamten Gestapobezirk, der sie in die weißrussische Stadt Minsk brachte, wo sie am 15. November ankamen. Die Spuren von Günther Silberbergs Eltern und seiner Schwester verlieren sich dort, aber nicht seine eigenen: Er wurde von Minsk aus in das wegen seiner mörderischen Zwangsarbeit berüchtigten Konzentrationslager Mauthausen bei Linz verschleppt und dort als Heizer und Hilfsarbeiter eingesetzt. Am 18. November 1944 kam er schließlich dort um. Aber das werden seine Eltern und seine Schwester nicht mehr erfahren haben. Günther Silberberg war 21 Jahre alt, als man ihn deportierte.

Seit dem 9. November 2011 befindet sich vor dem Haus Hellerstraße 6 ein „Stolperstein“ für Günther Silberberg.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal