Franziska Strauss, geb. Goldschmidt
Franziska Goldschmidt wurde am 16. November 1878 als jüngstes von vier Kindern der Eheleute Louis Goldschmidt und seiner Frau Jeanette, geb. Wertheim in Hildesheim geboren.
Wie ihre Geschwister Emil und Selma zog Franziska ins Wuppertal und wohnte seit mindestens 1921 mit ihrem Mann, dem Kaufmann Moritz Moses Strauss, genannt Edmund, in Heckinghausen in der Reichsstraße 34. Sein Schwager Emil Goldschmidt war ebenfalls Kaufmann und hatte sein Geschäft in der Elberfelder Herzogstraße, Franziska Strauss führte mit ihrer Schwester Selma in der Barmer Schuchardstraße 37 die Firma S. und F. Goldschmidt, Bekleidung, Putz- und Modewaren.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten die Geschwister und ihre Geschäfte zunehmend unter Druck. Der Name „Strauss, Moses, genannt Edmund“ wurde so auch im nationalsozialistischen Boykottheft von 1935 mit der Adresse Reichsstraße 34 angegeben (S. 25).
Ein großes Unglück betraf die Familie, als Franziska Strauss` Neffe Lothar Goldschmidt drei Tage vor seiner geplanten Ausreise im Frühjahr 1939 verhaftet wurde, weil zwei jungen Frauen aus dem Haus – „arische“ Dienstmädchen – ihn wegen eines sexuellen Übergriffs denunziert hatten. Er sollte, trotz aller beharrlichen Bemühung des jüdischen Rechtsanwalts Gustav Brück, trotz sehr guter Leumundsaussagen befreundeter Familien, früherer Kollegen und selbstverständlich seines Vaters, nicht mehr in die Freiheit kommen. Die Sorge um den Sohn wird Emil Goldschmidts Leben und das der Verwandten in dieser Zeit gänzlich bestimmt haben. Lothar kam nie mehr frei und wurde schließlich im Konzentrationslager Groß-Rosen ermordet.
Am Dienstag, den 21. April 1942, mussten Franziska und Moritz Strauss, gemeinsam mit ihrer Schwester Selma Niederheimer mit Gepäck und Proviant zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen.
60 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, dazu je eine Person aus Remscheid, Neviges, Velbert und Hattingen mussten sich an diesem Frühlingsmorgen dort einfinden und wurden zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht improvisiert auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag wurde ein Transport mit insgesamt 387 Männern und 664 Frauen zusammengestellt, der den Bahnhof Derendorf am 22. April 1942 um 11.06 Uhr verließ. Die Route führte über Erkrath, Hagen, Paderborn, Northeim, Nordhausen, Halle (Saale), Cottbus, Sagan, Lissa, Ostrowo, Widzew, Skarzysko Kamienna, Radom, Deblin und Lublin nach Izbica. Nach ihrer Ankunft im Ghetto schrieben manche der Verschleppten Postkarten nach Hause, die auch ihr Ziel erreichten. Sie beweisen, dass die Menschen noch etwa sechs Monate am Leben geblieben sind, ehe sie im Oktober 1942 zu einem Vernichtungslager im Distrikt Lublin – vermutlich nach Sobibór – transportiert und dort sofort ermordet wurden.
Franziska Strauss war 64 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alter Synagoge: Deportationsliste Izbica | Gottwaldt, Alfred/ Schulle, Diana: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005