Adolf Lachmann, gen. Arthur
Adolf Lachmann wurde am 11. Juni 1885 in Klein Dammer, Landkreis Züllichau-Schwiebus geboren. Fünf Jahre später kam noch sein Bruder Max zur Welt. Wann seine Schwester Henriette geboren wurde, ist nicht bekannt. Seine Eltern waren Wolf Lachmann und seine Frau Ernstine, geb. Hauck.
1914 begann der Erste Weltkrieg. Adolf Lachmann war 29 Jahre alt und wurde als Soldat eingezogen, meldete sich aber vielleicht auch freiwillig. Auf jeden Fall wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Nach dem Ende des Krieges heiratete er am 12. Dezember 1920 Helene Pins. Die Trauung durch Rabbiner Dr. Manasse Neumark fand in der Wohnung des Brautvaters in der Diesterwegstraße in Duisburg statt.
Das Adressbuch Barmen von 1921 verzeichnet einen Schneider „Artur Lachmann“ in der „Allee 80“ (die spätere „Adolf-Hitler-Straße und heutige Friedrich-Engels-Allee). Dort hatten sich Lachmanns eine gutbürgerliche Dreizimmerwohnung eingerichtete, in der auch die Werkstatt untergebracht war.
In der NS-Zeit gingen die Aufträge allerdings drastisch zurück, so dass Adolf Lachmann sein Geschäft zunächst verkleinerte, aber später ganz aufgeben musste. Das nationalsozialistische „Boykottheft“ verzeichnet Adolf Lachmann mit Beruf und der Adresse „Adolf-Hitlerstr. 378a“ auf S. 16.
Vermutlich seit 1937 wohnte das Paar im Haus Adolf-Hitler-Straße 312, das der jüdischen Familie Siegel gehörte.
Im Zusammenhang mit den antijüdischen Aktionen im November 1938 wurde Adolf Lachmann verhaftet, zunächst im Polizeigefängnis Barmen inhaftiert und am 17. November in das Konzentrationslager Dachau verbracht, zusammen mit fast 100 weiteren jüdischen Männern aus Wuppertal. Seine Häftlingsnummer war 29631. Am 9. Dezember 1938 wurde er jedoch wieder entlassen, vermutlich mit der Auflage, Deutschland so bald als möglich zu verlassen. Am 1. Juli 1940 wurde das Ehepaar Lachmann gezwungen, aus seiner Wohnung auszuziehen, und fand eine neue Unterkunft in der Unionstraße 8. Hier arbeitete Adolf Lachmann zwangsweise als Heimarbeiter für die Firma „Dückers &Camp“. Seine Arbeitsbuchnummer lautete 198/119462. Er erhielt für diese Arbeit einen Monatslohn von 40 RM.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 musste sich Adolf Lachmann zusammen mit seiner Frau Helene und rund 200 weiteren Menschen aus Wuppertal und der Umgebung von Wuppertal auf dem Bahnhof Steinbeck einfinden. Sie wurden zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag wurden sie in das Ghetto von Łódź gefahren.
Dort wurde das Ehepaar Lachmann zusammen mit 60 weiteren Personen in das Zimmer 5 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 eingewiesen. Adolf Lachmann konnte für sich und seine Frau unter Hinweis auf seine Auszeichnungen im Krieg die Rückstellung vom II. „Aussiedlungstransport“ am 5. Mai 1942 erreichen. Nachdem die Kollektivunterkünfte Mitte Mai 1942 aufgelöst worden waren, konnte das Ehepaar am 18. Mai 1942 in die Wohnung 13 in der Sperlinggasse 26 umziehen. Adolf Lachmann wurde im September 1942 zusammen mit seiner Frau in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort ermordet.
Er war 57 Jahre alt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246 537 | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 375 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Łódź