Alfred Benjamin
Alfred Benjamin wurde am 8. November 1911 in Elberfeld als Sohn des jüdischen Eisenhändlers Albert Benjamin geboren und wuchs vermutlich in der Elberfelder Kastanienstraße (heute Espenstraße) auf. Wer seine Mutter war, ist nicht bekannt – es scheint auch kein Grab zu geben. Auch, ob Alfred Benjamin Geschwister hatte, ist nicht bekannt. Nach seiner Schulzeit erlernte er den Beruf des Bankkaufmanns.
Schon früh interessierte er sich für den Marxismus und fand in Düsseldorf den Weg zur Arbeiterbewegung. 1930 wurde er dort Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschalnds (KPD) und des „Allgemeinen freien Angestelltenbundes“. Während der Weltwirtschaftskrise wurde auch er arbeitslos.
Für den KPD-Unterbezirk Düsseldorf erarbeitete Alfred Benjamin Informationsmaterialien für die Angestellten großer Warenhäuser und Betriebe und gründete die Kabarettgruppe „Kolonne Stehkragen“, für die er sogar die Liedtexte schrieb.
Schon vor der nationalsozialistischen Machtübernahme standen Aktivisten der Kommunistischen Partei im Fokus der demokratischen Regierung der Weimarer Republik, und so wurde Alfred Benjamin schon 1932 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er entsprechend durch die Verteilung von Flugblättern agitiert hatte. Sofort nach der NS-Machtübernahme war er im Visier der neuen Machthaber.
Im März 1933 wurde er in der Düsseldorfer Justizvollzugsanstalt „Ulmer Höh“ bis August 1933 in so genannte „Schutzhaft“ genommen.
Anschließend wurde er in das Konzentrationslager Esterwegen im Emsland verlegt, wo er bis zum Oktober 1933 in Haft war. Von dort kam er in das KL Lichtenburg bei Torgau, wo er am 12. Dezember 1933 mit der Auflage entlassen wurde, auszuwandern, und zwar nach Palästina.
Dieser Anordnung kam Alfred Benjamin nicht nach. Im Gegenteil: Er suchte erneut den Kontakt zu seinen politischen Kampfgefährten, um sich am Widerstand gegen das NS-Regime zu beteiligen. Als klar wurde, dass man ihn wieder verhaften würde, emigrierte er zunächst in die Niederlande, wo er seine spätere Ehefrau, die 1913 in Berlin geborene Dora Davidsohn kennenlernte. Im Sommer 1935 gingen beide zusammen nach Paris, um dort weiterhin im Widerstand zu arbeiten.
Dort verhaftete die Polizei ihn im September nach einem Auftritt bei einer Gewerkschaftsversammlung. Er hatte dort in einer Rede um Solidarität für Alfred Kayser aufgerufen. Der am 9. Oktober 1919 in Hamburg geborene Kommunist war wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und zum Tod verurteilt worden. Die französischen Behörden wollten Alfred Benjamin zunächst nach Spanien ausweisen, was aber verhindert werden konnte.
Seit 1936 gab Alfred Benjamin die Zeitschrift „Trait d’Union“ (deutsch: Bindestrich) heraus, die die französischen Arbeiter und Arbeiterinnen über die Lage in Deutschland und den antifaschistischen Widerstandskampf informieren sollte. Außerdem war er Redakteur der kommunistischen Zeitschrift „Frage und Antwort“.
Schon im September 1939, noch vor Besetzung Frankreichs durch die Deutsche Wehrmacht, wurde Alfred Benjamin von der französischen Regierung als unerwünschter Ausländer interniert. Im Sommer 1941 wurde er in das neu eingerichtete Internierungslager Chanac überstellt und heiratete dort seine Lebensgefährtin Dora Davidsohn, die selbst als aktive Widerstandskämpferin im Fokus der Behörden stand und seit Oktober 1939 im Fraueninternierungslager Reiucros im südfranzösischen Mende einsaß.
Im August 1942 floh Alfred Benjamin aus dem Lager mit der Absicht, in die Schweiz zu gelangen – seiner Frau war das schon einen Monat zuvor gelungen. Auf dem Weg über die Alpen zum vereinbarten Treffpunkt in der Schweiz stürzte er bei Meillerie im Département Haute Savoie von einem Berg und verletzte sich dabei tödlich. Er war 31 Jahre alt.
Seine Brieftasche mit mehreren Fotos und Dokumenten wurde am 12. Oktober 1942 in der Nähe von Meillerie gefunden und befindet sich heute im Archiv des Jüdischen Museums in Berlin.
Sein Name ist in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin Friedrichsfelde als Mitglied des antifaschistischen. Widerstands aufgeführt.
Dora Benjamin, die schon im Juli 1942 aus dem Lager fliehen konnte, schloss sich der Résistance in Frankreich unter dem Tarnnamen Renée Gilbert, später Renée Fabre an. Es gelang ihr, eine fast vollständige Liste mit den Namen der Gestapofunktionäre in Lyon aufzustellen, darunter auch der von Klaus Barbie, dem „Schlächter von Lyon“. Bis zum Kriegsende kämpfte Dora Benjamin engagiert im französischen Widerstand. Sie erfuhr erst nach Kriegsende vom Tod ihres Mannes und erhielt seine Brieftasche, die sie bis zu ihrem Lebensende bei sich trug.
1946 heiratete sie Hans Schaul und wirkte auch nach dem Krieg bis zu ihrem Tod im August 1999 als überzeugte Antifaschistin und Zeitzeugin.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Benjamin; Youtube-Kanal Jüdisches Museum Berlin: https://www.youtube.com/watch?v=vo-QXRqDqww