Anna Liebermann, geb. Miedzinski

  • Geburtsdatum: 02.12.1883
  • Geburtsort: Łódź/ Polen
  • Wohnort:

    Bachstraße 24 (heute Gathe), Friedrichschulstraße 3, Wülfingstraße 19a

  • Todesdatum: unbekannt
  • Todesort: verm. Łódź/ Polen

Anna Miedzinski wurde am 2. Dezember 1883 in Łódź geboren. Über ihre Eltern und Geschwister ist nichts bekannt. Verheiratet war sie mit dem Händler und Schneider Bernhard Liebermann, der wie sie aus Łódź stammte.

Als ihre Tochter Eva am 19. Oktober 1917 geboren wurde, lebte das Paar bereits in Elberfeld, und zwar in der Bachstraße 24 (heute Gathe), wo die Familie wohnte. Sein Geschäft betrieb Anna Liebermanns Mann in der Friedrichschulstraße 3.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten die Liebermanns mehr und mehr unter Druck. 1935 erschien das nationalsozialistischen „Boykottheft“, in dem Bernhard Liebermanns Betrieb mit der Adresse Wülfingstraße 19a verzeichnet war (S. 17).

Am Freitag, den 18. Oktober 1938, wurde Anna Liebermann gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard und ihrer nun 21-jährigen Tochter Eva verhaftet und – wie rund 17.000 andere Juden und Jüdinnen polnischer Staatsangehörigkeit – an die Grenze zu Polen nach Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben, wo sie in einem improvisierten Flüchtlingslager unterkamen. Mit dieser großen Ausweisungsaktion wollte die deutsche Führung vermeiden, dass die Pässe der polnischen Juden ihre Gültigkeit verlieren. Die polnische Regierung hatte der deutschen ein entsprechendes Ultimatum gestellt.

Während es der Tochter Eva irgendwie gelang, sich von Zbąszyń aus am 5. September 1939 nach England durchzuschlagen – mit dem Zug von Zbąszyń nach Gdingen, mit dem Schiff weiter nach London –, blieben Anna Liebermann und ihr Mann in Polen. Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen bestand kaum mehr eine Chance, aus dem Land herauszukommen. Anna und Bernhard Liebermanns Spuren verlieren sich im Ghetto von Łódź. Anna Liebermann war 55 Jahre alt, als man sie aus Deutschland vertrieb.

Ihre Tochter hatte in Elberfeld noch eine kaufmännische Lehre bei der Firma Leonhard Tietz begonnen, musste dort aber im Zusammenhang mit der „Arisierung“ aufhören. Sie hatte danach ihrem Vater im Geschäft geholfen. In England lebte sie in Cheltenham und arbeitete von 1942 bis 1948 als Näherin. 1947 heiratete sie und wanderte 1954 mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in die USA aus.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 602690 a/b, 609617 | https://wuppertaler-widerstand.de/aktuelles/gedenken-die-opfer-der-sogenannten-polenaktion-1938-wuppertal