Herbert Anton Bach
Herbert Anton Bach wurde am 24. Juni 1918 in Schwelm geboren. Wer sein Vater war, ist nicht bekannt, aber seine Mutter Laura, geboren 1877, stammte aus einer alt eingesessenen jüdischen Familie Schwelms: Allein auf dem dortigen Friedhof „An der Delle“ sind zwölf Gräber der Calmanns erhalten:
Calm Calmann (1810-1877), Marcus Calmann, gestorben 1853, Fromet Calmann, gestorben 1860, Regine Calmann, geb. Cohn (1805-1883), Helene Calmann (1839-1919), Melchior Calmann (1841-1899), Jenny Calmann, geb. Kanin (1847-1882), Moritz Calmann (1872-1935), der Metzger David Samuel Calmann (1876-1935) und seine Frau Maria, geb. Klein (1878-1940), Hedwig Calmann, geb. Rosenberg (1870-1933) und das Kind Ilse Calmann (1905-1914).
Herbert Anton Bach hatte zwei Schwestern: Annamarie, später verheiratete Schmidt, und die ein Jahr jüngere Ilse Kläre, später verheiratete Gräf (* 2.12.1919). Der Vater war vermutlich nicht jüdisch, und vermutlich ließen sich die Eltern irgendwann scheiden. Denn im Wuppertaler Adressbuch von 1940/41 ist Laura Bach als Haushaltsvorstand mit „Frau Laura Bach“ verzeichnet, also nicht als Witwe und auch nicht mit dem Zwangsnamen „Sara“. Vermutlich waren ihr Sohn Herbert Anton Bach und ihre Töchter nie in der jüdischen Gemeinde angemeldet gewesen, wodurch auch die Mutter etwas besser vor Diskriminierung geschützt war.
Die genannte Adresse von Laura Bach war die Bockmühle 73, und vermutlich hat auch ihr Sohn Herbert Anton Bach dort gewohnt. Das Haus beherbergte extrem viele Mieter: Im Untergeschoss wohnten vier Parteien, im ersten Stock fünf, im zweiten sieben und in der dritten Etage, in der auch die Bachs wohnten, acht. Nur in der vierten Etage wohnte eine Familie allein.
Diese beengten Wohnverhältnisse waren vermutlich schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der Bewohner geschuldet, und es scheint, dass Mutter und Sohn Bach dort auch erst Ende der 1930er Jahre eingezogen sind – das Adressbuch von 1936 führt ihren Namen noch nicht auf. Übrigens wird Anton Herbert Bach, der von Beruf Maschinenbautechniker war, auch nicht im nationalsozialistischen „Boykottheft“ genannt.
Bis Mai 1942 blieben Mutter und Sohn von den nationalsozialistischen Verfolgungen unberührt. Aber aus der Wiedergutmachungsakte geht hervor, dass Herbert Anton Bach am 20. Mai 1942 wegen staatsfeindlicher Äußerungen verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Nach Verbüßung dieser Strafe verbrachte ihn die Gestapo am 19. Mai 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Das erlebte seine Mutter nicht mehr. Sie war eine der zwei Wuppertalerinnen, die am 25. Juli 1942 mit dem zweiten Transport der Jüdinnen und Juden direkt aus Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden (die andere Person war Selma Hartmann, die das unwahrscheinliche Glück hatte, das Ghetto zu überleben).
Im Konzentrationslager Buchenwald wurde Herbert Anton Bach die Häftlingsnummer 30377 zugewiesen. Am 3. März 1944 wurde er von dem SS-Arzt Schiedlausky wegen einer Rippenfellentzündung operiert. Vermutlich heilte diese Krankheit aber nicht aus, so dass er gut zwei Monate später, am 18. Mai 1944, starb.
Er war 26 Jahre alt.
Seine Mutter war bereits am 30. April 1943 im Ghetto von Theresienstadt umgekommen.
Seine beiden Schwestern Annamarie und Ilse Kläre haben den Holocaust überlebt.
Quellen
Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung 65 (2016), S. 81 | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246567, 619063, 25252 | Arolsen Archives: Inhaftierungsdokumente Buchenwald (DocID 5282983, 5458251, 5458252, 5458253, 5458254, 5458256, 5458257, 5458259, 5458260, 5458261, 5458262, 5458263, 5458264, 5458265, 5458266)