Berta Ruth Hess
Bertha Ruth Hess wurde am 7. Januar 1883 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Leopold Hess und seine Frau Elise, geb. Davids, die aus Hüls, dem heutigen Krefeld, stammte. Dort war auch noch Bertha Ruth Hess` ältere Schwester Margot geboren worden, bevor die Eltern nach Elberfeld umzogen.
Laut Adressbuch wohnte die Familie 1925 im Zooviertel in der Hubertusallee 9. Später, 1935, lebte sie im Briller Viertel in der Mozartstraße 68. Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 wurde Leopold Hess mit der Adresse Bergstraße 13 aufgeführt, vermutlich seine Büroadresse.
Am 19. August 1939 starb Bertha Ruth Hess` Vater Leopold. Er hat kein Grab auf einem der Wuppertaler jüdischen Friedhöfe, und woran er starb, ist nicht bekannt. Während es Bertha Ruth Hess` Schwester Margot gelang, aus Deutschland zu emigrieren, blieb sie selbst mit ihrer Mutter in Wuppertal zurück. Die beiden Frauen waren, vermutlich nach der Aufhebung des Mieterschutzes für Jüdinnen und Juden, in eine Wohnung im Haus der Witwe Cäcilie Rothschild in der Siegesstraße 84 eingewiesen worden. Weil diese Adresse nur auf der Namenliste für Minsk auftaucht, ist zu vermuten, dass Berta Ruth Hess und ihre Mutter nicht mehr für die Ausgabe des Adressbuchs 1940/41 gemeldet worden waren.
Am Montag, den 10. November 1941, mussten Tochter und Mutter ihre Unterkunft verlassen und sich mit Gepäck und Proviant zum Steinbecker Bahnhof begeben.
Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Bertha Ruth Hess war 18 Jahre alt, als man sie deportierte.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250208