Elise Hess, geb. Davids
Elise Davids wurde am 7. Januar 1883 in Hüls, dem heutigen Krefeld, geboren. Über ihre Eltern und Geschwister ist nichts bekannt. Verheiratet war sie mit dem Kaufmann Leopold Hess, mit dem sie am 17. März 1918 ihre Tochter Margot bekam. Noch vor der Geburt des zweiten Kindes zog die kleine Familie Hess nach Elberfeld um. Dort wurde am 10. Januar 1923 die Tochter Bertha Ruth geboren.
Laut Adressbuch wohnte die Familie 1925 im Zooviertel in der Hubertusallee 9. 1935 war sie ins Briller Viertel in die Mozartstraße 68 umgezogen. Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 wurde Leopold Hess mit der Adresse Bergstraße 13 aufgeführt, vermutlich seine Büroadresse.
Am 19. August 1939 starb Leopold Hess. Er hat kein Grab auf einem der Wuppertaler jüdischen Friedhöfe, und woran er starb, ist nicht bekannt. Während es Elise Hess` Tochter Margot gelang, aus Deutschland zu emigrieren, blieb sie mit ihrer jüngeren Tochter Bertha Ruth in Wuppertal zurück. Die beiden Frauen waren, vermutlich nach der Aufhebung des Mieterschutzes für Jüdinnen und Juden, in eine Wohnung im Haus der Witwe Cäcilie Rothschild in der Siegesstraße 84 eingewiesen worden. Weil diese Adresse nur auf der Namenliste für Minsk auftaucht, ist zu vermuten, dass Elise und Berta Ruth Hess nicht mehr für die Ausgabe des Adressbuchs 1940/41 gemeldet worden waren.
Am Montag, den 10. November 1941, mussten Mutter und Tochter Hess ihre Unterkunft verlassen und mit Gepäck und Proviant zum Steinbecker Bahnhof gehen.
Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Elise Hess war 58 Jahre alt, als man sie deportierte.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250 208