Friederike Bernstein

  • Geburtsdatum: 24.02.1877
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Wohnort:

    Seilerstraße 2

  • Todesdatum: nach 28. 03.1942
  • Todesort: Ghetto Piaski, Vernichtungslager Bełżec oder Sobibór

Friederike Bernstein wurde am 24. Februar 1877 als fünftes von sechs Kindern der Eheleute Hermann und Sara Bernstein, geb. Hüneberg in Elberfeld geboren. Sie hatte noch vier Brüder und eine Schwester, und deren Namen verweisen auf den starken Willen der Eltern, sich in die deutsche Kultur auch durch Äußerlichkeiten zu assimilieren: Arthur Isidor, Bernhardine Anna, Gustav Sigmund, Otto Albert Nathan und Richard.

Die Familie lebte in der Elberfelder Südstadt in der Seilerstraße 2, zog aber bald nach Berlin um. Es scheint, dass die Töchter nie geheiratet haben. Friederike Bernstein lebte in Berlin-Wilmersdorf.

Sicher ist, dass Friederike Bernstein am 28. März 1942 von Berlin in das Ghetto Piaski deportiert wurde.

Zwischen März und Juni 1942 wurden mehr als 20.000 Jüdinnen und Juden aus dem Reichsgebiet in das Generalgouvernement im besetzten Polen deportiert. Die meisten von ihnen gelangten in eins der sogenannten „Transitghettos“ – Dörfer im heutigen Südosten Polens, die als Zwischenstationen auf dem weiteren Weg in die Vernichtungslager der so genannten „Aktion Reinhardt“ fun­gierten.

Am 28. März 1942 wurden 973 Berli­ner Jüdinnen und Juden, darunter auch Friederike Bernstein, mit dem „11. Osttransport“ in den Distrikt Lublin deportiert. Ziel war das Ghetto in Piaski, ca. 20 Kilometer südöstlich von Lublin.

Dieses Ghetto bestand seit April 1941. Bis März 1942 bewohnten es neben den dorthin deportierten Juden aus Stettin vor allem einheimische polnische Jüdinnen und Juden. Mitte März 1942 gab es den Befehl, diese Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Ghetto zu deportieren, um für die aus dem „Reich“ kommenden westlichen Jüdinnen und Juden Platz zu machen. Tatsächlich deportierten die Deutschen am 26. März und 11. April 1942 etwa 5.000 polnische Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Bełżec, wo sie sofort ermordet wurden.

Am 23. März erreichte ein Transport aus Mainz und Darmstadt, am 30. März einer aus Berlin, am 2. April und am 25. April je einer aus Theresienstadt das Ghetto Piaski; insgesamt wurden 5.466 Juden aus dem „deutschen Reichsgebiet“, aus Theresienstadt und Tausende aus der Slowakei dorthin deportiert.

Die Lebensbedingungen in Piaski waren schrecklich. Der Berliner Hermann Samter, geboren 1909, schildert in einem Brief vom 11. Mai 1942: Hier herrscht der größte Schmutz und fürchterliche Not. Die Leute schrieben noch nach Wochen, dass sie noch nicht aus den Kleidern gekommen wären. Tagesration: 50 g Brot, 1/2 l Kaffee, 3/4 l Suppe (ohne Fett). Wer hier also nicht in die Arbeit kommt und dadurch mehr erhält, ist verloren. Kranke und alte Leute sind dem Hungertode preisgegeben!

Das Ghetto bestand aus niedrigen, ebenerdigen Holzhäusern und bot in keiner Weise Raum für 5.000 Menschen. Zehn bis zwanzig Personen teilten sich einen Wohnraum. Es gab keine sanitären Anlagen, Lebensmittel und Trinkwasser waren unzureichend. Hinzu kam eine kulturelle Kluft, die das Zusammenleben erschwerte, denn die neu „Eingesiedelten“ sprachen kein polnisch, die Einheimischen kein deutsch, die Lebensstandards waren extrem unterschiedlich, so dass Konflikte unvermeidlich waren.

Viele Menschen kamen bei der harten Zwangsarbeit ums Leben, viele verhungerten. Die Todesrate bis zur „Liquidierung“ des Ghettos am 1. November 1942 stieg durch die wiederholten Deportationen in die Vernichtungslager Bełżec und Sobibór. Noch bis zum 1. März 1943 existierten Reste des Ghettos. Zwischen 1.000 und 2.000 der letzten Ghettobewohner wurden bei der endgültigen Auflösung erschossen.

Friederike Bernstein war 65 Jahre alt, als man sie aus Berlin deportierte.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Geburtsurkunde Elberfeld 633/1877; Arolsen Archives: Transportliste Trawniki (DocID 127187622)