Friederike Halber, geb. Heinemann
Friederike Heinemann wurde am 2. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1875 als Tochter des Ehepaars Lazarus Heinemann und Lina, geb. Neugarten in Bielefeld geboren. Auch ihr ein Jahr ältere Schwester Berta war dort geboren worden. Später zog die Familie nach Elberfeld.
Friederike Heinemann heiratete vermutlich kurz nach der Jahrhundertwende mit Mitte Zwanzig den Kaufmann Hermann Halber, der als Vertreter ein Wäscheversandgeschäft betrieb. 1903 wurde das erste Kind, die Tochter Leonore geboren, im Jahr darauf eine zweite Tochter, Bernhardine, und im Jahr 1907 ein Junge, Max. Die Familie wohnte in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Karlstraße 8. Friederike verstand sich als Hausfrau und fühlte sich zuständig für Haushalt und Kindererziehung.
1919 starb Friederike Halbers Vater, 1923 ihre Mutter, beide in Elberfeld. Sie wurden auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg bestattet (Feld F, VII).
Friederike Halbers Schwester Berta, verheiratete Censor, flüchtete in der NS-Zeit mit ihrer Familie aus Wuppertal nach Belgien. Auch zwei der Kinder von Friederikes Halber wählten diesen Weg, während sie selbst mit ihrem Mann in Wuppertal blieb.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste sich Friederike Halber mit ihrem Mann Hermann am Bahnhof Steinbeck einfinden. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden die beiden zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódz, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden.
Dort musste Friederike Halber ihr in Wuppertal ausgestelltes Arbeitsbuch abgeben. Es trug die Nummer 198/149780. Am 6. Mai 1942 wurde sie zusammen mit ihrem Mann aus dem Ghetto von Łódz „ausgesiedelt“ und am nächsten Tag im Vernichtungslager Chełmno gebracht ermordet.
Sie war 67 Jahre alt.
Ihre nach Belgien deportierten Kinder Bernhardine und Max und auch ihre Schwester Berta wurden dort gefasst, interniert und nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Einzig Friederike Halbers Tochter Leonore überlebte den Holocaust. Sie war mit dem Maßschneider Erwin Torbeck verheiratet, der evangelisch war. (Merkwürdigerweise wurde Erwin Torbeck im Wuppertaler Adressbuch mit dem Zwangsnamen „Israel“ aufgeführt.) Wegen dieser Ehe war Leonore Torbeck besser geschützt als ihre Eltern und Geschwister, doch als im September 1944 auch die so genannten „Mischehen“ deportiert werden sollten, entschloss sie sich zum Untertauchen. Neun Monate lebte sie, sie sie später berichtete, im Versteck. Sie starb am 14. März 1963 in Wuppertal, ihr Mann am 1. September 1975. Beide sind nebeneinander auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg bestattet (Feld M/ I).
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 246 | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246051, 246052, 246053