Hedwig Rosa Mamsohn, geb. Neufeld, verw. Isaak

  • Geburtsdatum: 19.09.1890
  • Geburtsort: Harburg (heute Hamburg)
  • Beruf: Verkäuferin, Instruktorin
  • Wohnort:

    Grünstraße 7

  • Todesdatum: nach 24.5.1942
  • Todesort: Vernichtungslager Sobibór

Hedwig Rosa Neufeld wurde am 19. September 1890 in Harburg (heute Stadtteil von Hamburg) als fünftes von sechs Kindern von Max Neufeld, geboren 1851 in Pattensen) und seiner Frau Jenny, geb. Pintus, geboren.

Ihre Geschwister wurden in dichter Folge geboren: Anna 1881, Gertrud 1883, Paul 1885, Käthe 1887, dann sie selbst 1890 und schließlich Erich 1891. Alle kamen in Hamburg-Harburg zur Welt.

Die Kinder stammten aus einer jüdischen Familie aus Harburg, wo es etwa ab dem frühen 17. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde gab. Als Hedwig Neufeld am 19. September 1890 zur Welt kam, hatte die jüdische Gemeinde in Harburg etwa 300 Mitglieder.

Hedwig Neufelds Vater Max war viele Jahre deren Vorsteher. Von Beruf war er Kaufmann und nebenbei Immobilien- und Finanzmakler. Die große Familie lebte im eigenen Haus in der Mühlenstraße 18 (heute Schlossmühlendamm 16). Nur einer seiner Töchter gelang es, einem gewaltsamen Tod zu entgehen. Das Schicksal des am 14. Juni 1885 geborenen Sohnes Paul konnte nicht ermittelt werden.

Von den sechs Kindern überlebte nur die Schwester Gertrud – der Lebensweg des Bruders Paul ist unbekannt. Der jüngste, Erich, fiel im Alter von 24 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg am 11. Mai 1916 in Carvin in Frankreich.

Hedwig Neufeld heiratete den Kaufmann Moritz Isaak, der am 22. Mai 1885 in Remscheid geboren worden war. Dorthin zog nun die junge Hedwig Isaak. Doch auch ihr Mann musste seine Familie verlassen und diente als Soldat im Ersten Weltkrieg, und auch er fiel, wenige Monate nach Hedwig Isaaks Bruder Erich, am 29. November 1916 im Rang eines Gefreiten in den Karpaten.

Hedwig Isaaks Sohn Heinz Hermann war zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt sie selbst 26. Nach vier Jahren als Witwe heiratete Hedwig Isaak erneut, nämlich Martin Mamsohn. Am 25. Juni 1921 kam der gemeinsame Sohn Erich Willy in Remscheid zur Welt.

Im Jahr 1925 zog die Familie nach Elberfeld. Von 1927 bis 1933 arbeitete Hedwig Mamsohn als Verkäuferin in dem renommierten Kaufhaus Tietz in Elberfeld. Später wurde sie als Aufsicht und Instruktorin eingesetzt. Ihr Ehemann Martin Mamsohn war ebenfalls bei Tietz beschäftigt – in Oberhausen leitete er die Herrenkonfektionsabteilung. Beide verloren schon 1933 ihre Arbeitsstellen.

Aber die Ehe hielt nicht, und darum ließ sich das Ehepaar 1937 scheiden.

Aus diesem Grund und verschärft durch die zunehmende Verfolgung durch die Nationalsozialisten, entschied sich Hedwig Mamsohn, ihren Haushalt aufzulösen und zu ihrer Schwester Gertrud nach Kaiserslautern zu ziehen. Diese hatte dort schon 1911 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Heinrich Cohn das „Kaufhaus Schweriner“ im Zentrum der Stadt übernommen und bis 1933 erfolgreich geführt.

1938 emigrierte Hedwig Mamsohns Sohn Erich im Alter von 17 Jahren mit einer „Jugendalijah“ nach Palästina. Bereits vier Jahre zuvor war auch schon sein Halbbruder Heinz Hermann dorthin ausgewandert. Alle Bemühungen Hedwig Mamsohns waren nun darauf ausgerichtet, zu ihren Söhnen nach Palästina zu gelangen, aber das war zunächst unmöglich.

Um die Zeit bis zur Auswanderung zu überbrücken, nahm Hedwig Mamsohn eine Stelle als Erzieherin in einem Kindergarten an. Doch der wurde nach einiger Zeit aufgelöst, und so nahm sie das Angebot an, einem verwitweten Mann den Haushalt führen zu können. Vermutlich im Sommer zog sie mit diesem Arbeitsgeber nach Wiesbaden um.

Hedwig Mamsohn bemühte sich weiterhin um ihre Auswanderung und legte darum im Juni 1939 eine umfassende Umzugsliste bei der Devisenstelle in Frankfurt vor. Aber auch diese neue Idee scheiterte, wohl weniger an den NS-Behörden, sondern eher an der restriktiven Einreisepolitik der britischen Mandatsmacht über Palästina.

Im Mai 1941 gab sie ihre Auswanderungspläne vermutlich endgültig auf. Der Krieg war in vollem Gange, der Briefverkehr mit ihren Söhnen immer schwieriger geworden.

Am 24. Mai 1942 wurden 26 Menschen aus Wiesbaden zusammen mit 930 Frankfurter Jüdinnen und Juden in das Ghetto von Izbica deportiert, darunter auch Hedwig Mamsohn. Auf dem Weg dorthin hielt der Zug in Lublin, wo 122 junge Männer zur Arbeit in das Vernichtungslager Majdanek abgeführt wurden. Wie lange Hedwig Mamsohn unter den unerträglichen Zuständen im Dorf Izbica noch gelebt hat oder ob sie bald im nahe gelegenen Vernichtungslager Sobibór getötet wurde, ist nicht festzustellen.

Hedwig Mamsohn war 52 Jahre alt, als man sie deportierte.

Ihrer Schwester Gertrud Cohn, die ebenfalls zum Schluss in Wiesbaden gelebt hatte, gelang die Auswanderung in die USA.

Ihre Schwester Anna, verh. Weinstein, war im Oktober 1941 in das Ghetto von Łódź deportiert und ermordet worden, ihre Schwester Käthe, verh. Hirschfeld, kam 1941 nach Minsk. Auch sie kehrte nicht wieder zurück.

Hedwig Mamsohns Sohn Heinz Hermann hatte in Deutschland bereits ein Philologiestudium begonnen. In Tel Aviv arbeitete er als Lehrer und änderte seinen Namen in Chenan Jitzhaki.

Ihr zweiter Sohn Erich Willy hatte bereits im Juni 1933 das Gymnasium in Elberfeld verlassen, um in Turin ein jüdisches Internat zu besuchen. Ab 1936 lernte er in einer Hachschara in Chiavari und konnte im März 1938 mit einem Jugendtransport nach Palästina auswandern. Seinen Namen änderte er dort in Uri. In Palästina lebte er zunächst in einem Kibbuz, lernte nebenbei Sprachen und schloss sich von 1941 bis 1946 der Britischen Armee an. Dann verdiente er sein Geld als Taxifahrer, bis er 1951 eine Arbeitsstelle als Steward bei der Fluggesellschaft El Al bekam. Ende der 1940er Jahre heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern.

Hedwig Mamsohns geschiedener Mann Martin überlebte den Holocaust und emigrierte nach dem Krieg nach Bolivien, wo er 1952 starb.