Helene Antonia Hirsch
Helene Antonia Hirsch wurde als mit Abstand jüngstes von drei Kindern der Eheleute Benoit Hirsch und seiner Frau Ida, geb. Fischel in Elberfeld geboren. Über ihre Kindheit, Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt, aber es ist anzunehmen, dass sie wie ihre älteren Geschwister einen kaufmännischen Beruf erlernte. Helene Hirsch heiratete nie. Vermutlich arbeitete sie in der Firma „P. & M. Hirsch“, ein Großhandel mit Futterstoffen für Herrenschneider. Diese Firma wurde bereits am 15. November 1889 als offene Handelsgesellschaft in das Wuppertaler Handelsregister eingetragen. Siegfried Leyser, Meyer Hirsch und Ernst Paffrath waren die Gesellschafter der Firma, und um 1916 war zudem auch Helene Hirschs Bruder Max Teilhaber. Zu dieser Zeit hatte die Firma ihren Sitz in der Barmer Straße 90, zog aber später in die Hofaue 25 um.
Im August 1921 starb Helene Hirschs Vater Benoit, und seine Familie bestattete ihn auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld F/ X). Ihre verwitwete Mutter Ida lebte nun allein in einem Haus am Forsthof 7. Im Elberfelder Adressbuch 1925 wird die Adresse der 71-Jährigen als Sitz der „Gesellschaft der Bergisch-Märkischen Telefongesellschaft mbH“ aufgeführt. (S. 157). Helene Hirschs Schwester Paula wohnte laut Adressbuch 1925 in der Alsenstraße 42.
Seit dem 15. August 1933 wohnte Helene Hirsch mit ihrer Schwester Paula in der Unionstraße 8 in Barmen. Das Haus hatte noch 1921 dem jüdischen Kaufmann Leo Menko gehört und in der ersten Etage auch das Büro des „Jüdischen Krankenpflege-Vereins“ beherbergt, aber mittlerweile war es in den Besitz des Kaufmanns Albert Daniel übergegangen, der auf der Hofaue im Haus Nummer 50 ein großes Unternehmen führte. Vermutlich kannten sich Paula Hirsch und Albert Daniel als Geschäftspartner der Hofaue.
Am 15. Januar 1938 starb Helene Hirschs Bruder Max im Alter von 60 Jahren. Seine Mutter und seine Schwestern bestatteten ihn auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld K VII). Der Lohn aus der Zwangsarbeit, die beide Schwestern vermutlich seit Anfang 1940 verrichten mussten, betrug für Helene Hirsch wöchentlich 25,60 Reichsmark. Ihre Arbeitsbuchnummer lautete 198/051356.
Am 5. April 1941 starb Helene Hirschs Mutter Ida Hirsch im Alter von 87 Jahren und wurde von ihren Töchtern neben ihrem Mann Benoit bestattet.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste sich Helene Hirsch mit ihrer Schwester Paula am Bahnhof Steinbeck einfinden. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurden sie zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódź, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden.
Dort kamen Helene und Paula Hirsch im Zimmer 5 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 unter. Im Dezember 1941/ Januar 1942 erhielt Helene Hirsch zwei Zahlungen über jeweils 9,60 Mark, von denen sie jeweils zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte. Mit ihrer Schwester Paula wurde Helene Hirsch am 6. Mai 1942 mit dem III. „Aussiedlungstransport“ aus dem Ghetto von Lodz in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.
Sie war 50 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 282