Helga Bloch, geb. Lipinsky
Helga Lipinsky (manchmal auch Lipinski) wurde am 17. September 1923 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren der Schneider Jakob Lipinski aus Pabiance in Polen und die Elberfelderin Klara, geb. Gehlkopf.
Im Adressbuch von 1925 wird Jakob Lipinski [sic] mit dem Beruf „Händler“ und der Adresse Pfeilstraße 1 verzeichnet, die heute Rolandstraße heißt und sich in der Elberfelder Nordstadt befindet. In der Ausgabe 1930 wird er bereits als „Knopflochnäher“ bezeichnet, noch mit derselben Adresse, aber nun lebt auch sein Bruder Moritz in Elberfeld, mit demselben Handwerk, wohnhaft in der Albrechtstraße 32. Moritz Mendel Lipinsky war 13 Jahre älter als sein Bruder und ebenfalls aus Pabiance ins Wuppertal gekommen.
Sofort nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, im April 1933, entschied sich die Familie Lipinsky, nach Belgien zu emigrieren. Aber schon im November 1934 kehrten sie im Glauben, die Lage habe sich verbessert, nach Deutschland zurück und nahmen ihre Berufstätigkeit wieder auf.
Das Geschäft wird mühsam gewesen sein, weil viel nicht zu verdienen war. Erst im Jahr 1935 wurde Jakob Lipinsky als Inhaber einer „Herrenkonfektionsschneiderei“ aufgeführt, und zwar mit der neuen Adresse Wilhelmstraße 27a. An den Verhältnissen seines Bruders hatte sich indes nichts geändert.
Beide sind im selben Jahr auch in der Liste des antijüdischen „Boykotthefts“ aufgeführt (S. 17), standen also unter dem Druck und der Beobachtung der nationalsozialistischen Behörden.
Nachdem Helga Lipinskys Onkel Moritz mit seiner Frau, der Tante Frania, und der Tochter Doris, also der Cousine, Ende Oktober 1938 mit der so genannten „Polenaktion“ an die deutsch-polnische Grenze nach Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben worden und nicht mehr zurückgekehrt waren, beschloss die Familie Lipinsky erneut, Deutschland zu verlassen, und ging am 3. Dezember 1938 in die Niederlande. Helga Lipinsky war nun 15 Jahre alt.
Wann genau sie dort Walter Bloch heiratete, ist nicht klar, auch nicht, ob es sich bei ihrem Mann um den am 30. September 1908 geborenen Walter Bloch aus Österreich handelt, der am 3. März 1943 in Auschwitz ermordet wurde, oder um jemand anderen.
Auf jeden Fall wurden die Lipinskys schon bald nach dem Einmarsch der Deutschen im Mai 1940 am 3. Juni 1940 verhaftet und in das Sammellager Westerbork verbracht. Von dort kam Helga Bloch mit ihrer Mutter Klara am 4. September 1944 nach Theresienstadt und wenige Wochen später, am 23. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort wurden Mutter und Tochter vermutlich sofort ermordet. Helga Bloch war 21 Jahre alt.
Ihr Vater Jakob Lipinsky überlebte den Holocaust.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 631571; Arolsen Archives: Theresienstadt-Kartei (DocID 5021112), Inhaftierungskarte (DocID 130261703)