Herbert Michael Kunert
Herbert Michael Kunert wurde am 24. September 1907 in Elberfeld als Sohn von Simon Kunert aus Krotoschin in Posen und seiner Frau Rosette, geb. Lion, geboren. Sein Vater betrieb eine Posamentenfabrik in der Güterstraße 30a im Quartier Arrenberg. Dies ist ein Betrieb, der dekorative Textil-Accessoires herstellt, die als „Posamente“ bezeichnet werden. Das sind z.B. Borten, Fransen, Kordeln, Quasten und andere Schmuckelemente, die dazu dienen, Textilien, Kleidung, Möbel, Vorhänge, Gardinen usw. zu verzieren und zu verschönern.
Herbert Kunert hatte einen fünf Jahre älteren Bruder, der den Holocaust überlebte, Hans Moritz Kunert. Er schrieb im Jahr 1981 an den Historiker Ulrich Föhse:
„Ich kann Ihnen nur geringe Erinnerungen aus der Vergangenheit geben. Obgleich meine Eltern bei meinem 10. Lebensjahr mit meinem Geschwister, Bruder, auch in Elberfeld geboren, nach Breslau umgezogen sind. Dort hatte mein in Auschwitz umgekommener Vater 26 Jahre das Auslieferungslager der Firma Peter August Lückenhaus Barmen-Rittershausen. In meiner Berufstätigkeit (Konfektions-Reisender) hatte ich in Wuppertal zu tun, kam aber in Schwierigkeiten, da ich dem dortigen Reichsbanner angehörte Ende der 1920er Jahre. Bei meinem Besuch im September/ Oktober 1980 kannte ich mich nach 46 Jahren noch sehr gut aus. Hatte schöne Erinnerungen: Toelleturm, Brausenwerth mit Badeanstalt, zwei Löwen, Thalia-Theater u.a. 1934 wanderte ich nach dem damaligen Palästina aus. Leider sind meine Angehörigen meinem Beispiel nicht gefolgt und sind umgekommen.“
Herbert Kunert lebte später in der Nähe der niedersächsischen Stadt Stade, in Wohlerst. Am 8. November 1941 wurde er von Hamburg aus mit einem Transport von 869 Jüdinnen und Juden in das Ghetto von Minsk deportiert.
Die Historikerin Beate Meyer schreibt über die Deportationen aus Hamburg, dass rund 10000 Hamburger Jüdinnen und Juden Opfer des Holocaust wurden. Es gab 17 Transporte zwischen Oktober 1941 und Februar 1945, mit denen insgesamt 5848 Personen aus Hamburg deportiert wurden, von denen 5296 ermordet wurden. 319 Menschen nahmen sich das Leben. 140 Jüdinnen und Juden wurden Opfer der so genannten „Krankenmorde“. Rund 700 Menschen waren in westliche Nachbarländer ausgewandert und wurden nach der Besetzung der Länder durch die Deutschen von dort deportiert. Was mit denjenigen geschah, die in die osteuropäischen Länder geflüchtet oder abgeschoben worden waren, ist kaum festzustellen.
In den Ghettos von Minsk und Riga wurden die einheimischen Jüdinnen und Juden erschossen, um „Platz zu machen“ für die „reichsdeutschen“, die dann ihrerseits ab 1942, als das Mordprogramm systematisch betrieben wurde, mit Gaswagen oder in Vernichtungslagern getötet wurden.
Herbert Kunert überlebte das Ghetto von Minsk nicht. Er war bei seiner Deportation 34 Jahre alt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 607728 | https://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deportationen | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Sammlung Föhse