Ida Simon, geb. Hamm
Ida Hamm wurde am 18. Januar 1879 in Wattenscheid als ältestes von vier Kindern des Kaufmanns Friedrich Hamm und seiner Frau Friederike, geb. Weinberg geboren.
Am 11. Mai 1880 wurde ihr Bruder Albert geboren. Offensichtlich zog die Familie nun nach Rheydt um, denn dort wurden noch zwei weitere Brüder geboren: am 11. November 1883 Ernst und am 11. Mai 1888 Paul.
In Elberfeld führten die Hamms am Wall 34 ein Bekleidungsgeschäft, „Friedrich Hamm & Co.“. An dieser Adresse blieb Ida Hamms Mutter auch wohnen, nachdem ihr Vater Friedrich am 21. März 1913 gestorben war. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg, Feld C/ VIII.
Verheiratet war Ida Hamm mit dem Kaufmann Siegmund Simon.
Die Hamms waren respektierte Bürger der Stadt Elberfeld, was sich unter anderem in einem Dankesbrief ausdrückt, den Oberbürgermeister Kirschbaum am 5. August 1919 an den ältesten Sohn Albert geschrieben hat. Darin heißt es: Für die wertvollen Dienste, die Sie unserer Stadt in schweren Jahren als Mitglied der Bürgerwehr geleistet haben, spreche ich Ihnen namens der Stadt und Polizeiverwaltung den verbindlichsten Dank aus. Die Familie rahmte das Schreiben und bewahrte es stolz auf.
In der NS-Zeit werden alle Familienmitglieder die üblichen Schikanen und Diskriminierungen erlebt und erlitten haben. 1934 starb Ida Simons Mann Siegmund und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg bestattet (Feld I/VIII).
Ihr jüngster Bruder, Paul, Vater eines Kindes, aber von seiner Ehefrau bereits geschieden, wurde im Rahmen der antijüdischen Ausschreitungen verhaftet und vom 17. November bis 1. Dezember 1938 im Konzentrationslager Dachau festgehalten; seine Gefangenennummer war 29599. Offensichtlich versuchte er, über Belgien aus Deutschland zu emigrieren. Aber am 31. Oktober 1942 wurde er dort festgenommen und im SS-Sammellager Mechelen bei Brüssel inhaftiert. Von dort kam er in das Konzentrationslager Auschwitz. Sein Todesdatum ist nicht bekannt.
Den beiden anderen Brüdern gelang die Emigration: Der Kaufmann Albert, verheiratet mit Klara, geb. Platz, und Vater zweier Kinder, Ilse und Fritz Werner, ging mit seiner Familie im Januar 1939 über die Niederlande nach Palästina. Er starb 1947 in New York. Ernst, verheiratet mit Erna Julie, geb. Salomon und Vater der Tochter Ursula, wanderte im April 1939 über die Niederlande nach Ostafrika aus. Er starb in Kenia, wie sein Bruder im Jahr 1947.
Nach den Abschieden von ihren drei Brüdern, die in eine ungewisse Zukunft gingen, blieb Ida Hamm mit ihrer Mutter Friederike allein zurück. Sie war von ihrer Wohnung an der Klotzbahn 12 zur Mutter in das Haus am Wall 34 gezogen.
Am 21. April 1942 musste sich Ida von ihrer bald 90-jährigen Mutter verabschieden, weil sie einen Transportbefehl erhalten hatte. Mit über 60 weiteren Jüdinnen und Juden musste sie sich am Wuppertaler Bahnhof Steinbeck einfinden, um von dort über Düsseldorf in das Ghetto von Izbica deportiert zu werden. Entweder kam sie dort bald um oder wurde erschossen oder man ermordete sie im nahegelegenen Vernichtungslager Sobibór.
Ida Simon war 63 Jahre alt, als man sie deportierte.
Ihre Mutter bekam im Sommer eine Aufforderung, zum Steinbecker Bahnhof zu kommen. Am 20. Juli 1942 wurde Friederike Hamm in das Ghetto von Theresienstadt deportiert und kam dort am 1. Januar 1943 um, fast 88 Jahre alt. Sie zählt zu den ältesten Deportationsopfern aus Wuppertal.
Geschäftsanzeige des Modegeschäfts Hamm, Wall 34
Dankesbrief von Oberbürgermeister Max Kirschbaum an Albert Hamm
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Theresienstadt; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 659303