Laura Bach, geb. Calmann

  • Geburtsdatum: 22.12.1877
  • Geburtsort: Schwelm
  • Wohnort:

    Bockmühle 73

  • Todesdatum: 30.04.1943
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Laura Calmann wurde am 22. Dezember 1877 in Schwelm geboren. Sie stammte aus einer alt eingesessenen jüdischen Familie Schwelms: Allein auf dem dortigen Friedhof „An der Delle“ sind zwölf Gräber der Calmanns erhalten, und vermutlich werden auch die Eltern von Laura Bach dort bestattet sein:

Calm Calmann (1810-1877), Marcus Calmann, gestorben 1853, Fromet Calmann, gestorben 1860, Regine Calmann, geb. Cohn (1805-1883), Helene Calmann (1839-1919), Melchior Calmann (1841-1899), Jenny Calmann, geb. Kanin (1847-1882), Moritz Calmann (1872-1935), der Metzger David Samuel Calmann (1876-1935) und seine Frau Maria, geb. Klein (1878-1940), Hedwig Calmann, geb. Rosenberg (1870-1933) und das Kind Ilse Calmann (1905-1914).

Laura Calmann heiratete irgendwann einen Herrn Bach, mit dem sie drei Kinder bekam – wer der Vater war, ist nicht bekannt: Anton Herbert, geboren 1918, die ein Jahr jüngere Ilse Kläre, später verheiratete Gräf (* 2.12.1919) und Annamarie, später verheiratete Schmidt.

Der Vater war vermutlich nicht jüdisch, und vermutlich ließ sich Laura Bach irgendwann scheiden. Denn im Wuppertaler Adressbuch von 1940/41 ist sie als Haushaltsvorstand mit „Frau Laura Bach“ verzeichnet, also weder als Witwe und noch mit dem Zwangsnamen „Sara“. Vermutlich waren ihr Sohn und ihre Töchter nie in der jüdischen Gemeinde angemeldet gewesen, wodurch auch sie selbst etwas besser vor Diskriminierung geschützt war.

Die genannte Adresse von Laura Bach war die Bockmühle 73. Das Haus beherbergte extrem viele Mieter: Im Untergeschoss wohnten vier Parteien, im ersten Stock fünf, im zweiten sieben und in der dritten Etage, in der auch Laura Bach wohnten, acht. Nur in der vierten Etage wohnte eine Familie allein.

Diese beengten Wohnverhältnisse waren vermutlich schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der Bewohner geschuldet, und es scheint, dass Laura Bach dort auch erst Ende der 1930er Jahre eingezogen ist – das Adressbuch von 1936 führt ihren Namen noch nicht auf.

Bis Mai 1942 blieb Laura Bach von den nationalsozialistischen Verfolgungen unberührt. Aber aus der Wiedergutmachungsakte geht hervor, dass ihr Sohn Anton Herbert Bach am 20. Mai 1942 wegen angeblich „staatsfeindlicher“ Äußerungen verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Das muss für seine Mutter schrecklich und Grund zu allergrößter Sorge gewesen sein. Nach Verbüßung dieser Strafe verbrachte ihn die Gestapo am 19. Mai 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar.

Aber das erlebte seine Mutter nicht mehr. Laura Bach war eine der zwei Wuppertalerinnen, die am 25. Juli 1942 mit dem zweiten Transport der Jüdinnen und Juden direkt aus Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden – die andere Person war Selma Hartmann aus der Elberfelder Moltkestraße 20, die das unwahrscheinliche Glück hatte, das Ghetto zu überleben. Laura Bach hingegen kam am 30. April 1943 im Alter von 66 Jahren im Ghetto um.

Ihr Sohn Anton Herbert Bach erhielt im Konzentrationslager Buchenwald die Häftlingsnummer 30377. Am 29. Oktober 1943 kam er dort um oder wurde ermordet, möglicherweise in der „Genickschussanlage“ des Lagers.

Ihre beiden Töchter Annamarie und Ilse Kläre haben den Holocaust überlebt.

Quellen


Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung 65 (2016), S. 81 | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 24567, 619063, 25252, 246568 | Arolsen Archives: Karteikarte Theresienstadt (DocID 5012950)