Meta Goldschmidt
Meta Goldschmidt wurde am 21. Oktober 1877 als Tochter des Kaufmanns Hermann Goldschmidt und seiner Frau Johanne, geb. Cohen in Elberfeld geboren. Sie hatte noch einen Bruder, Max, und eine vier Jahre jüngere Schwester, Margarethe, die später in Münster ein Konfektionsgeschäft führte. Auch Meta erlernte einen kaufmännischen Beruf und arbeitete in Münster im Geschäft der Schwester. Sie wohnte dort in der Margaretenstraße 23 und verdiente 175 Reichsmark monatlich. Das geht aus ihrem erhaltenen Arbeitsbuch hervor, das die Nummer 152/1597 trägt.
Seit dem 5. September 1938 wohnte Meta Goldschmidt zusammen mit ihrer Schwester an der Adresse Breul 15 in Münster. Das Geschäft hatte zuvor, am 25. August 1938, aufgegeben werden müssen. Nachdem es ihrer Schwester gelungen war, am 15. November 1938 Deutschland mit dem Ziel Südafrika zu verlassen, wohnte Meta Goldschmidt seit Januar 1939 vorübergehend und ab September 1939 dauerhaft bei einer Bekannten in Arnsberg. Sie versuchte in dieser Zeit, zu ihrem Bruder Max in die Niederlande auszureisen, bekam aber keine Einreisebewilligung.
Am 1. Juli 1940 zog sie wieder nach Wuppertal Elberfeld in die Herzogstraße 16/18, direkt neben dem „Union-Theater“. Im Haus wohnten noch weitere jüdische Bürger: Der frühere Kaufmann Salli „Israel“ Bleicher und Bernhard „Israel“ Heimann, der frühere Eigentümer des Kaufhauses „Gebrüder Kaufmann“, das längst von der niederländischen Firma „C.& A. Brenninkmeyer“ „arisiert“ worden war. Im Haus Herzogstraße 16/18 hatte sich früher auch das Geschäft von Emil Goldschmidt befunden, das von Friedrich Wollank „arisiert“ worden war.
Die mittlerweile 63jährige Meta Goldschmidt lebte nun von ihrem Ruhegehalt, das ihr von der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte ausgezahlt wurde: ein Betrag über 17 Reichsmark monatlich.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, musste sich Meta Goldschmidt von ihren Nachbarn verabschieden und mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Steinbeck gehen. Gemeinsam mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und den Bergischen Nachbarstädten wurde sie zunächst nach Düsseldorf gefahren, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen musste. Am nächsten Morgen fuhr ein großer Transportzug mit rund 1000 Personen nach Łódź, wo die Menschen in das Ghetto eingewiesen wurden.
Dort kam Meta Goldschmidt mit 77 weiteren Personen im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 unter. Die Buchhaltung des „Düsseldorfer Kollektivs“ notierte am 7. Januar 1942 zweimalig den Eingang von 9,60 Mark für Meta Goldschmidt. Am 14. März 1942 schickte ihr Bruder Max Goldschmidt eine Postkarte aus Amsterdam an sie ins Ghetto:
Meine liebe Meta! Bis zum heutigen Tage haben wir noch keine Zeile von Dir erhalten, ebensowenig von Lotte u. Emmy. Wir hoffen Dich gesund u. wären hocherfreut von Dir Bericht zu haben, dass Du unsere drei Geldsendungen erhalten hast. Uns geht es noch einigermassen. Die Kinder u. wir sind gesund, was will man mehr? Von Grete hören auch nichts, doch sind darüber nicht so beunruhigt, als über Dein Stillschweigen. Den Eltern u. v. P. geht es auch gut, wir sprechen viel von Dir u. unsern Lieben! L. Meta! Wir wünschen Dir das denkbar Beste wüssten wir doch nur, ob Du unsere Sendungen erhältst u. was wir für Dich tun könnten. Herzl. Gr. & Kuss; Farina grüßt herzlichst, Dein Bruder Max; – Meine liebe Meta! Den ganzen harten Winter sind nur mit dem Gedanken beschäftigt, wie es Dir u. unseren Lieben geht, u. keine einzige Zeile haben bis jetzt bekommen. O, wüssten wir nur, dass Ihr alle gesund seid? – Da Ameli die Post erhielt, schreibe ich doch nochmals nach dort! – – Wir sind noch alle gesund, u. haben bis jetzt auch noch Arbeit. Alles Gute Grüße & Küsse, Deine Grete herzliche Grüße von Gunter und Erich
Diese Postkarte wurde beschlagnahmt und kam darum nie bei ihrer Adressatin an. Meta Goldschmidt wurde am 7. Mai 1942 mit dem IV. „Aussiedlungstransport“ aus dem Ghetto von Łódź nach Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.
Sie war 65 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź | Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 221f.