Meta Marowilsky, geb. Lennhoff

  • Geburtsdatum: 05.02.1889
  • Geburtsort: Elberfeld (heute Wuppertal)
  • Beruf: Hausangestellte
  • Wohnort:

    Döppersberg 14, Cölner Straße 44 (heute Kölner Straße), Zollstraße 11 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 21.4.1942
  • Todesort: Ghetto Izbica oder Vernichtungslager Sobibór

Meta Lennhoff wurde am 5. Februar 1889 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren Aron (Adolf) Lennhoff und seine Frau Sophie, geb. Neufeld. Sie hatte zwei ältere und fünf jüngere Geschwister, sechs Schwestern und einen Bruder: Paula, Norbert, Frieda, Rosalie, Irma, Herta und Else. Von den acht Kindern der Eheleute Lennhoff kamen fünf im Holocaust um.

Meta Lennhoff heiratete den zwei Jahre älteren Kaufmann Hermann Marowilsky aus Pillau in der Nähe der ostpreußischen Stadt Königsberg. Die Stadt heißt heute Baltkisk und liegt auf russischem Staatsgebiet. Familie Marowilsky besaß die deutsche Staatsangehörigkeit. Am 11. Juli 1921 wurde in Pillau Meta Marowilskys Sohn Heinz geboren. Erst 1927 zog die Familie nach Elberfeld, der in Heimatstadt Meta Marowilskys. Hier wohnte das Ehepaar mit seinem kleinen Sohn bei der seit 1922 verwitweten Mutter Sophie Lennhoff am Döppersberg 14.

Meta Marowilskys Mann war als Kaufmann und Leiter der Maßabteilung bei der Firma „Gebrüder Kaufmann“ in der Herzogstraße beschäftigt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde auch dieses „jüdische“ Unternehmen boykottiert. Hilde Rohlén-Wohlgemuth, die Tochter der Eigentümer, erinnert sich in den 1980er Jahren daran:

„Der erste offizielle Boykott-Tag war der 1. April 1933; vor den Haupteingang der Firma Gebr. Kaufmann wurden zwei SA-Männer aufgestellt. Ich kam gerade am Spätnachmittag dieses Tages zu den Osterferien nach einer sehr bedrückenden Eisenbahnfahrt von Berlin nach Elberfeld zurück. Ich kann mich nicht an beschmierte Schaufenster erinnern, nur an diese zwei SA-Männer. Ein Teil der alten Kundschaft der Firma benutzte die Gelegenheit, um ihre Anhänglichkeit zu demonstrieren, und besuchte an diesem Tage schon am frühen Morgen das Kaufhaus erst recht. Manche Kunden gingen mehrere Male ein und aus und kümmerten sich nicht um die SA-Männer. Nach einem Tage hörte die Bewachung auf, wurde aber später um so effektiver wiederholt.“

Am 22. Mai 1936 starb Meta Marowilskys Mutter Sophie Lennhoff und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg auf Feld E/II neben ihrem Mann Adolf bestattet.

Die Firma „Gebrüder Kaufmann“ geriet zunehmend unter Druck und wurde schließlich, am 1. August 1938, „arisiert“. Vermutlich lebte die Familie von nun an von ihren Ersparnissen. Zwei Monate später, in der Nacht zum 10. November 1938, überfielen fanatische Nationalsozialisten Geschäfte jüdischer Eigentümer, brachen in Wohnungen ein und misshandelten die verschreckten und aus dem Schlaf gerissenen Menschen. Die beiden Synagogen in Elberfeld und Barmen steckten sie in Brand.

Wie viele jüdische Eltern bemühte sich das in Panik geratene Ehepaar Marowilsky angestrengt, ihren nun 17-jährigen Sohn Heinz außer Landes zu bringen. Am 6. März 1939 mussten sie sich von ihm verabschieden, weil sie einen Platz für ihn auf einem so genannten „Kindertransport“ nach England ergattert hatten. Der Abschied war für immer, aber Heinz Marowilsky war gerettet. Die Eltern blieben zurück.

Vermutlich bemühten sie sich in der Folgezeit auch um ihre eigene Emigration, aber alle Pläne scheiterten. Sie mussten aus ihrer Wohnung in ein so genanntes „Judenhaus“ in die Zollstraße 11 umziehen. Im September 1941 wurden sie, wie alle Jüdinnen und Juden über sechs Jahren, gezwungen, den „gelben Judenstern“ als demütigendes Kennzeichen zu tragen. Die diskriminierenden Maßnahmen wurden in immer kürzeren Intervallen angeordnet, und im Oktober und November wurden Hunderte Wuppertaler Juden in die Ghettos in Osteuropa deportiert.

Am Dienstag, den 12. April 1942, mussten auch Meta Marowilsky und ihr Mann Hermann zum Bahnhof Steinbeck kommen. Sie wurden zunächst nach Düsseldorf gefahren und mussten dort auf dem Schlachthofgelände in Derendorf übernachten. Am nächsten Tag fuhr ein langer Transportzug mit nahezu 1000 Menschen zum Dorf Izbica bei Lublin in Polen. Ob das Ehepaar im Ghetto Izbica unter den unbeschreiblichen Umständen umkam, die dort herrschten, oder ob sie bald in dem Vernichtungslager Sobibór ermordet wurden, ist nicht mehr festzustellen.

Meta Marowilsky war 53 Jahre alt, als man sie deportierte.

Ihr Sohn Heinz galt nach dem Kriegseintritt Englands am 3. September 1939 als „enemy alien“, weil er deutscher Staatsbürger und darum Angehöriger eines Feindstaats war. Dass er als Jude hatte aus Deutschland flüchten musste, erkannten die Behörden in England nicht, so wurde er, wie alle Männer ab 16 Jahren, interniert. Später wurde er auf dem britischen Truppentransportschiff „Dunera“ nach Australien deportiert.

In dem entsprechenden Wikipedia-Artikel heißt es dazu:

Die später verfilmte Fahrt mit den 2.542 Männern nach Australien dauerte vom 10. Juli 1940 bis 6. September (57 Tage). Neben den jüdischen und politischen Emigranten waren darunter auch 451 internierte Deutsche und Italiener bzw. Kriegsgefangene aus diesen Ländern. Diese, aber auch viele der Flüchtlinge, wurden für die Dauer des Krieges in Tatura (Victoria) oder in Hay (New South Wales) interniert. Nach dem Krieg bot die australische Regierung 1946 allen diesen Personen den Rücktransport oder den Verbleib in Australien an. […] In Australien wurde der wachhabende Offizier, Lieutenant-Colonel William Scott, wegen der Haftbedingungen vom Quarantäne-Arzt der Commonwealth-Regierung angezeigt.“

Heinz Marowilksy änderte seinen Namen in Henry Marlow. 1944 heiratete er Ilse Bella Elkan aus Berlin und bekam mit ihr vier Kinder: 1945 Peter, 1946 Judy, 1950 Helen und 1961 David.

Quellen


David Henry Marlow: Uncovering their Names & Stories. 300+ Years of a German-Jewish Family 1697-2024, 2025 | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250280, 250281, 250282