Neumann Okunski

  • Geburtsdatum: 29.09.1874
  • Geburtsort: Kosten/ Polen
  • Beruf: Kaufmann, Inhaber eines Eiergroßhandels
  • Wohnort:

    Straße der SA 178 (heute Friedrich-Ebert-Straße)

  • Todesdatum: nach 21.09.1942
  • Todesort: Vernichtungslager Treblinka

Neumann Okunski wurde am 29. September 1874 in Kosten in Polen geboren. Über seine familiäre Herkunft ist nichts bekannt. Verheiratet war er mit Elise Frank, geboren am 6. Februar 11872 in Lingen an der Ems. Deren Vater war der Viehhändler Philipp Frank (geboren 1844). Neumann Okunskis Frau Elise hatte noch drei jüngere Geschwister: Max, Bernardine und Georgine. Sie alle kamen im Holocaust um.

Neumann Okunski betrieb in Lingen einen Eiergroßhandel und verkaufte auch andere landwirtschaftliche Produkte. Er lebte mit seiner Frau und seiner 1905 geborenen Tochter Caroline in einer Mietwohnung im Obergeschoss des Hauses Lookenstraße 47 in Lingen (heute Konrad-Adenauer-Ring 2/6). Caroline entwickelte sich zu einer begabten Pianistin.

Schon im November 1933 schickten Neumann und Elise Okunski ihre Tochter zu den Tanten Bernardine Zadoks und Georgine de Wilde nach Amsterdam. Doch alle drei wurden nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen entdeckt und verhaftet. Am 25. Mai 1943 wurde Caroline Okunski vom Lager Westerbork aus, wie ihre Tanten vier Wochen zuvor, in das Vernichtungslager Sobibór deportiert und ermordet.

Neumann Okunski und seine Frau wurden am Morgen nach den antijüdischen Gewaltaktionen in Lingen in so genannte „Schutzhaft“ genommen. Elise Okunski konnte nach einigen Stunden des Wartens auf dem Marktplatz wieder nach Hause zurückkehren. Aber Neumann Okunski und fünf weitere jüdische Männer wurden im Polizeigefängnis von Lingen festgehalten und am nächsten Tag in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Nach einigen Wochen kehrte Neumann Okunski, kahlgeschoren, abgemagert und schwer verstört, wieder nach Hause zurück.

Im August 1939 mussten Okunskis in die Zwangsunterkunft Wilhelmstraße 21 umziehen, im Januar 1942 in eine andere Zwangsunterkunft in der Marienstraße 4. Schon sechs Wochen später mussten sie erneut umziehen, und zwar nach Wuppertal. Dort bekamen sie eine Wohnung im Haus „Straße der SA“ 178 (heute Friedrich-Ebert-Straße) zugewiesen, wo auch Max Ney, ein älterer, alleinstehender Jude zwangsweise leben musste.

Diese letzte Adresse der Okunskis ist auf der Deportationsliste für Theresienstadt aus dem Jahr 1942 aufgeführt. Von dort mussten sie, zusammen mit ihrem neuen Nachbarn Max Ney, am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck gehen, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden.

Zunächst fuhr der Zug nach Düsseldorf, wo die Menschen auf dem Schlachthofgelände Derendorf übernachten mussten. Am nächsten Morgen fuhr ein langer Transportzug mit über 1000 Personen Richtung Prag in das Ghetto Theresienstadt.

Neumann und Elise Okunski wurden schon zwei Monate später, am 21. September 1942, in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und vermutlich sofort ermordet. Neumann Okunski war 68 Jahre alt.

Ihr Nachbar Max Ney, 83 Jahre alt, blieb im Ghetto. Dort kam er einen Monat später um, gestorben an Hunger, Erschöpfung oder mangelnder Versorgung.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; https://www.lingen.de/pdf_files/allgemein/stolpersteine_2611_1.pdf