Otto Sternberg
Otto Sternberg wurde am 6. Juli 1879 in Plettenberg im Sauerland geboren. Seine Eltern waren Herz Sternberg, geboren 1819, und seine fast dreißig Jahre jüngere Frau Adelheid, geb. Oppenheim, geboren 1847. Otto Sternberg hatte noch fünf Geschwister: Adolf, Selma, Max, Klara und Paul – außerdem gab es noch einen Zwillingsbruder, der aber schon als Baby gestorben ist.
Vermutlich lebte der Kaufmann Otto Sternberg seit 1934 in Wuppertal, und zwar in der Zollstraße 11, ganz in der Nähe der berühmten Hofaue. Dort betrieb er einen Handel für Tuche.
Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 wird er folglich auch mit dieser Adresse und Branche verzeichnet (S. 25). Ob Otto Sternberg verheiratet war, lässt sich nicht belegen. Auf der Namensliste für die Deportation nach Minsk am 10. November 1941 steht sein Name allein.
An diesem Tag, einem Montag, musste sich Otto Sternberg zum Bahnhof Steinbeck begeben, ausgestattet mit Gepäck und Proviant. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurde er nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Otto Sternberg war 62 Jahre alt, als man ihn deportierte.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Plettenberg | https://www.geni.com/people/Otto-Sternberg/6000000032948093472