Paula Blanket, geb. Kaufmann
Paula Kaufmann wurde am 26. September 1895 geboren – wo, ist nicht bekannt. Auch über die Eltern, mögliche Geschwister, Schul- und Berufsausbildung ist nichts bekannt. Sie war verheiratet mit dem Schneider Benno Isaak Blanket aus Brzeziny, der, wie viele jüdisch-polnische Zuwanderer, vermutlich als Schneider ins Wuppertal gekommen war. Paula Blanket war 25 Jahre alt, als am 5. Februar 1920 ihre Tochter Esther Edith zur Welt kam.
Paula Blankets Mann scheint sich bald auch als Kaufmann etabliert zu haben. Das Adressbuch von 1925 weist ihn mit der privaten Wohnadresse Hofkamp 38 aus und mit dem Namen „Isaak Blanket“ als Teilhaber der Firma Blanket & Reibenbach mit derselben Adresse. Die gemeinsame Firma „Blanket & Reibenbach A.G., Herrenkleider-Fabrik“ hatte ihren Sitz in der berühmten Hofaue 4.
Das Geschäft hatte vermutlich Erfolg, denn das Adressbuch 1930 weist die Familie Blanket mit der Adresse Am Buschhäuschen 27 im gehobenen Briller Viertel aus. Die Herrenkleider-Fabrik „Blanket & Co. GmbH“ hatte ihren Sitz nun in der Hofaue 66a. Im Jahr 1933 wohnten Blankets in der Elberfelder Südstadt Am Waldschlösschen 21, und auch dieser Umzug spricht für eine gewisse Erfolgsgeschichte. Paula Blanket war Gesellschafterin bei der Firma Haftel & Blanket, und seit 1934 sogar Mitinhaberin, und seit 1935 führte sie eine Firma unter ihrem eigenen Namen.
Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme stand aber auch die Familie Blanket im Fokus der Behörden und bekam zunehmend Druck zu spüren, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 ist Paula Blankets Mann mit der Adresse Reichsgrafenstraße 3 gelistet (S. 6), und im Adressbuch des nächsten Jahres wird seine Herrenkleiderfabrik gar nicht mehr genannt.
Als Pole war Paula Blankets Ehemann von der Abschiebeaktion betroffen, die am 28. Oktober 1938 rund 17.000 Juden und Jüdinnen im Deutschen Reich betraf. Auch er wurde nun, gemeinsam mit ihrer 18-jährigen Tochter Esther, an die polnische Grenze in das provisorische Lager Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben.
Irgendwie ist es Paula Blanket und ihrem Mann gelungen, ihre Tochter Esther außer Landes zu bringen – tatsächlich gab es noch vor dem 1. September 1939 einige „Kindertransporte“ aus Polen nach England. Auf jeden Fall überlebte Esther Blanket und starb erst 1986 als verheiratete Esther Edith Eames in den USA, in West Orange, New Jersey.
Ihr Ehemann wurde nach dem Einmarsch der Deutschen von Zbąszyń in die Stadt Łódź verbracht, wo bald im Jahr 1940 das Ghetto eingerichtet wurde. Hier fand Paula Blanket ihren Mann endlich wieder, nachdem sie ihm über Zbąszyń nachgereist war. Die Eheleute lebten nun im Ghetto in der Wohnung 37 des Hauses Königsberger Straße 4. Als das Ghetto vier Jahre später, im August 1944, aufgelöst wurde, kamen beide in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Paula Blanket hier sofort ermordet.
Sie war 49 Jahre alt.
Ihr Ehemann Benno Isaak Blanket indes wurde weiter in das bayerische Konzentrationslager Dachau verbracht. Dort kam er am 14. Oktober 1944 im Außenlager Kaufering um.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 624264, 624626, 250051 | Arolsen Archives: Suchanfrage (DocID 86024189, 86024190, 86024191)