Richard Plaut
Richard Plaut wurde als vermutlich jüngstes von acht Kindern der Eheleute Benjamin und Friederike Plaut, geb. Kahn, am 10. Dezember 1894 in Göttingen geboren. Seine älteren Geschwister waren: Oskar, Meta, Erich, Alfred, Julius, Hedwig und Max. Der Bruder Erich fiel schon 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg.
Nicht nur Richard Plaut kam später von Göttingen nach Elberfeld, sondern auch einige seiner Geschwister: Seine Schwester Meta (*1878), war mit dem Getreide- und Spirituosenhändler Siegfried Katz verheiratet, sein Bruder Julius (*1886) mit Gertie Haas, seine Schwester Hedwig (*1889) mit dem Kaufmann Max Michael Neumann.
In jungen Jahren war Richard Plaut ein leidenschaftlicher Fußballspieler. Er arbeitete als Vertreter und hatte seine Wohnung in der Elberfelder Sandstraße 1 (heute Kleeblatt). Zuletzt wohnte das Ehepaar Plaut in der Platanenstraße 1 in der Elberfelder Südstadt.
Am Montag, den 10. November 1941, mussten sie sich, versehen mit all ihrem Gepäck und Proviant für mehrere Tage, am Bahnhof Steinbeck einfinden. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurde das Paar nun nach Minsk deportiert.
Sein Neffe Erich Kurt, der Sohn von Richard Plauts Bruder Julius, erinnerte sich später: „Unsere Eltern hatten genügend Voraussicht gehabt, früh genug eine Wartenummer zu beantragen, um auf das US-Konsulat in Stuttgart gerufen zu werden. Mein Lieblingsonkel Richard stellte den Antrag eine Woche später und schaffte es nicht.“
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Richard Plaut war 47 Jahre alt, als man ihn deportierte.
Auch seine Schwestern Meta Neumann und Hedwig Katz und sein Bruder Alfred kamen im Holocaust um.
Seit dem 20. Juli 2011 befindet vor dem Postgebäude am Kleeblatt ein „Stolperstein“ für Richard Plaut.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 429963