Ruth Chaim

Ruth Chaim wurde am 11. Januar 1921 in Duisburg geboren. Sie war die Tochter von Lola Chaim, geb. Holländer, die zusammen mit ihrem Mann in Duisburg-Ruhrort ein Geschäft betrieb. Ruth Chaim hatte noch zwei jüngere Brüder: den 1924 geborenen Samuel und den 1928 geborenen Gerhard.

Ruth Chaim besuchte in ihrer Heimatstadt das Mädchenlyzeum (das spätere Städtische Käthe-Kollwitz-Gymnasium und die heutige Aletta-Haniel-Gesamtschule).

1937 kam es in Duisburg zu Geschäftsboykotten durch die Nazis, wovon auch das Geschäft der Chaims betroffen war. Familie Chaim zog nach Wuppertal-Elberfeld, „in der Hoffnung, daß in der größeren Stadt eine freie berufliche Entwicklung noch möglich sei“, wie der Bruder Samuel in seiner Aussage in der Wiedergutmachungsakte schreibt.

Weil Ruth am Lyzeum in Elberfeld als Jüdin nicht angenommen wurde, besuchte sie nach dem Umzug ins Wuppertal das Lyzeum in Barmen. Kurze Zeit später wechselte sie aber zur Jawne in Köln, einem privaten jüdischen Gymnasium. Später ging sie nach Florenz, um dort eine jüdische Oberschule zu besuchen.

Der Bruder, Samuel Chaim, gibt an, dass seine Schwester bis zur Schließung der Jawne dort unterrichtet wurde und erst dann nach Florenz wechselte. Die Jawne wurde 1941 geschlossen, zu einem Zeitpunkt, als es für Juden und Jüdinnen nur noch schwer möglich war, das Land zu verlassen. Außerdem war Ruth Chaim zu dieser Zeit bereits 21 Jahre alt. So ist anzunehmen, dass sie früher nach Florenz gezogen ist.

Sie kehrte jedoch nach Elberfeld zurück und wurde kurz darauf von hier nach Tarnów abgeschoben, wo sie eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte. Es war ihr Berufswunsch gewesen, Ärztin zu werden.

Im Juni 1942 richtete die deutsche Zivilverwaltung von Tarnów die Bildung eines abgeschlossenen Ghettos für Jüdinnen und Juden an. Diese Konzentration sollte die Deportation erleichtern. Anfang Juli befanden sich 15.828 Personen im Ghetto.

Noch in diesem Jahr wurde Ruth Chaim im Ghetto erschossen. Sie war 21 Jahre alt.