Siegfried Friedrich Schönthal
Siegfried Schönthal wurde am 21. Juli 1931 in Norden in Ostfriesland geboren. Wer aus der großen Familie Schönthal seine Eltern waren, ist nicht sicher, zu vermuten sind Simon Abraham Schönthal und seine Frau Rahel, geb. Moses. Irgendwann jedenfalls muss auch er aus Ostfriesland ins Wuppertal gekommen sein, denn im Jahr 1940 wohnte er bei Martin Simon Schönthal, der schon seit mindestens 1925 in Elberfeld als Kaufmann lebte und in der Bleichstraße 18 (heute Teil der Bundesallee) eine Manufakturgroßhandlung betrieb. Vielleicht war Siegfried sein Sohn, vielleicht aber auch der Sohn seines Bruders Friedrich, der ebenfalls aus Norden nach Elberfeld gekommen war. Möglicherweise war Siegfried Schönthal ein Sohn oder Neffe einer beiden Brüder. Und möglicherweise war die Mutter des Kindes Julia Schönthal, geb. Grüneberg, die am 26. Mai 1940 in Elberfeld gestorben ist. Sie hatte wenige Tage davor am 14. Mai 1940 ein Kind zur Welt gebracht, das direkt nach der Entbindung gestorben war. Ihre Gräber befinden sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (Feld B/VI und Feld H/II).
Am Montag, den 10. November 1941, musste die beiden Männer mit dem Kind, mit ihrem Gepäck und Proviant für mehrere Tage zum Bahnhof Steinbeck kommen. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Siegfried Schönthal war bei seinem Tod vermutlich höchstens 11 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | https://www.wikitree.com/wiki/Schönthal-22