Simon Hirsch

  • Geburtsdatum: 20.10.1876
  • Geburtsort: Rommerskirchen
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Wotanstraße 1, Zollstraße 1, Straße der SA 43 (heute Friedrich-Ebert-Straße), Hermann-Göring-Straße 46 (heute Neumarktstraße)

  • Todesdatum: nach 21.04.1942
  • Todesort: Ghetto Izbica oder Vernichtungslager Sobibór

Simon Hirsch wurde am 20. Oktober 1876 in Rommerskirchen geboren. Über seinen familiären Hintergrund ist nichts bekannt – vermutlich hatte er einen Bruder: Max. In Elberfeld wohnte er im Zooviertel in der Wotanstraße 1. Nachdem er die Volksschule beendet hatte, machte er eine Ausbildung zum Kaufmann bei einer Textilfirma. 1909 gründete er ein eigenes Einzelhandelsgeschäft für Damenkonfektion unter dem Firmennamen „Simon Hirsch“.

Verheiratet war Simon Hirsch mit der 16 Jahre jüngeren Elberfelderin Caroline Lewen. Am 31. Oktober 1913 wurde die erste Tochter, Gerda, geboren, und am 20. September 1920 die zweite, Bertel Hanna.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gerieten auch die Familie Hirsch und ihre Firma unter Druck.

Im nationalsozialistischen „Boykottheft“ von 1935 ist das Geschäft für „Damenkleidung“ von Simon Hirsch mit der Adresse „Adolf-Hitler-Straße 9/ Zollstraße 1“ verzeichnet (S. 14). 1936 musste die Familie die Firma liquidieren. Den beiden Töchtern, Gerda und Bertel Hanna, gelang es nun zu emigrieren. In Palästina, heute Israel, fanden sie Zuflucht und eine neue Heimat.

Im Zusammenhang mit den antijüdischen Gewaltaktionen im November 1938 wurde Simon Hirsch wie viele weitere jüdische Männer am 10. November 1938, vermutlich während einer Geschäftsreise, verhaftet und neun Tage im Gerichtsgefängnis Krefeld in Haft gehalten; auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau war er indes glücklicherweise nicht.

1940 und 1941 wohnte das Ehepaar inzwischen und ganz sicher nicht freiwillig in der Straße der SA 43 (heute Friedrich-Ebert-Straße).

Am Dienstag, den 21. April 1942, mussten Simon Hirsch und seine Frau mit ihrem Gepäck und Proviant zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck kommen.

60 Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, dazu je eine Person aus Remscheid, Neviges, Velbert und Hattingen mussten sich an diesem Frühlingsmorgen dort einfinden und wurden zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht improvisiert auf dem Schlachthofgelände Derendorf übernachten mussten. Am nächsten Tag wurde ein Transport mit insgesamt 387 Männern und 664 Frauen zusammengestellt, der den Bahnhof Derendorf am 22. April 1942 um 11.06 Uhr verließ. Die Route führte über Erkrath, Hagen, Paderborn, Northeim, Nordhausen, Halle (Saale), Cottbus, Sagan, Lissa, Ostrowo, Widzew, Skarzysko Kamienna, Radom, Deblin und Lublin nach Izbica. Nach ihrer Ankunft im Ghetto schrieben manche der Verschleppten Postkarten nach Hause, die auch ihr Ziel erreichten. Sie beweisen, dass die Menschen noch etwa sechs Monate am Leben geblieben sind, ehe sie im Oktober 1942 zu einem Vernichtungslager im Distrikt Lublin – vermutlich nach Sobibór – transportiert und dort sofort ermordet wurden.

Simon Hirsch war 66 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alter Synagoge: Deportationsliste Izbica | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 628856, 268855, 268857, 614023 | Gottwaldt, Alfred/ Schulle, Diana: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005