Simon Kunert
Simon Kunert wurde am 12. September 1873 in Krotoschin in Posen geboren. Über seine familiäre Herkunft ist nichts bekannt, und auch nicht, wann er ins Wuppertal kam. Er war verheiratet mit Rosette, geb. Lion, mit der er in Elberfeld zwei Söhne bekam: Hans Moritz am 26. Dezember 1902 und Herbert Michael am 24. September 1907. Die Familie lebte in der Gesundheitstraße 7 in Elberfeld ganz in der Nähe des Wupperufers.
Simon Kunert betrieb eine Posamentenfabrik in der Güterstraße 30a im Quartier Arrenberg. Dies ist ein Betrieb, der dekorative Textil-Accessoires herstellt, die als „Posamente“ bezeichnet werden. Das sind z.B. Borten, Fransen, Kordeln, Quasten und andere Schmuckelemente, die dazu dienen, Textilien, Kleidung, Möbel, Vorhänge, Gardinen usw. zu verzieren und zu verschönern.
Simon Kunerts älterer Sohn Hans Moritz überlebte den Holocaust. Er schrieb im Jahr 1981 an den Historiker Ulrich Föhse:
„Ich kann Ihnen nur geringe Erinnerungen aus der Vergangenheit geben. Obgleich meine Eltern bei meinem 10. Lebensjahr mit meinem Geschwister, Bruder, auch in Elberfeld geboren, nach Breslau umgezogen sind. Dort hatte mein in Auschwitz umgekommener Vater 26 Jahre das Auslieferungslager der Firma Peter August Lückenhaus Barmen-Rittershausen. In meiner Berufstätigkeit (Konfektions-Reisender) hatte ich in Wuppertal zu tun, kam aber in Schwierigkeiten, da ich dem dortigen Reichsbanner angehörte Ende der 1920er Jahre. Bei meinem Besuch im September/ Oktober 1980 kannte ich mich nach 46 Jahren noch sehr gut aus. Hatte schöne Erinnerungen: Toelleturm, Brausenwerth mit Badeanstalt, zwei Löwen, Thalia-Theater u.a. 1934 wanderte ich nach dem damaligen Palästina aus. Leider sind meine Angehörigen meinem Beispiel nicht gefolgt und sind umgekommen.“
Simon Kunert wurde am 27. Juli 1942 von Breslau aus mit Transport 1 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier hielt er noch fast zwei Jahre durch, bis er am 15. Mai 1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und vermutlich sofort ermordet wurde.
Er war 70 Jahre alt.
Auch sein Sohn Herbert Michael kam in Auschwitz um. Was mit seiner Frau Rosette geschah, ist nicht bekannt.
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 607728 | https://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deportationen | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Sammlung Föhse | Institut Theresienstädter Initiative Academia: Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942-1945, Berlin 2000